Dachau: Preis für Zivilcourage 2019 an Seda Basay-Yildiz

Große Kreisstadt Dachau
Symbolfoto

Der Dachau-Preis für Zivilcourage 2019 wird an Seda Basay-Yildiz verliehen. Der Stadtrat der Stadt Dachau bestätigte in seiner Sitzung am 9. April den Vorschlag der aus Dr. Sybille Krafft, Prof. Dr. Sybille Steinbacher und Dr. Martin Schmidl bestehenden Jury.

Die türkischstämmige Rechtsanwältin hat im Prozess gegen Beate Zschäpe und den rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) Hinterbliebene von NSU-Opfern vertreten. In anderen Verfahren hatte sie mutmaßliche islamistische Gefährder verteidigt. Für die Rechtsanwältin aus Frankfurt am Main hatte dies zur Folge, dass sie seit August 2018 mehrfach Ziel von rassistischen, mit „NSU 2.0“ unterzeichneten Drohbriefen wurde. In den Schreiben gab es Morddrohungen gegen die Anwältin, aber auch gegen ihre kleine Tochter und andere Familienangehörige. Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurde eine rechtsextreme Chatgruppe der Frankfurter Polizei aufgedeckt. Seda Basay-Yildiz hat dem Druck der Bedrohungen Stand gehalten und engagiert sich weiter auch für Mandanten, die als islamistische Gefährder gegen ihre Abschiebung klagen, in der Überzeugung, dass in einem Rechtsstaat die Unschuldsvermutung auch für Terrorverdächtige Gültigkeit hat.

Mit der Verleihung des Dachau-Preises für Zivilcourage 2019 möchten die Stadt Dachau und die Jury die couragierte Haltung von Seda Basay-Yildiz würdigen und gleichzeitig ein Zeichen der Solidarität mit ihr setzen.

Der Preis wird am Sonntag, 8. Dezember 2019 verliehen. Er ist mit 5.000 EUR dotiert und wird in Verbindung mit einer Medaille im Rahmen eines Festaktes im Dachauer Rathaus verliehen.

Die Stadt hat 2005 und dann im zweijährigen Turnus den Dachau-Preis für Zivilcourage ausgelobt. Mit dem Dachau-Preis soll das Vermächtnis der Opfer der Konzentrationslager und des vielfältigen Widerstandes gegen das NS-Regime lebendig erhalten werden. Der Dachau-Preis orientiert sich an der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen und an den Grundsätzen von Amnesty International. Mit diesem Preis werden einzelne Personen oder Gruppen ausgezeichnet, die sich mit Mut, Phantasie und Engagement für die Rechte von Verfolgten und von diskriminierten Minderheiten einsetzen. Der Dachau-Preis soll Zivilcourage und Mitmenschlichkeit im Alltag auszeichnen. Die Träger des Dachau-Preis für Zivilcourage sollen durch ihr Handeln Aufforderung und Ansporn sein couragiert gegen Ausgrenzung und Unterdrückung einzugreifen. Im Wissen um die Schreckensgeschichte, die mit dem Namen der Stadt Dachau verbunden wird, soll dieser Preis ein Zeichen setzen gegen das Wegsehen, das Schweigen, die Gleichgültigkeit.

Die bisherigen PreisträgerInnen waren Maria Seidenberger (2005), Lina Haag (2007), Mirjam Ohringer (2009), Stanislav Zámecník (2011), Jörg Wanke stellvertretend für die Initiative „Zossen zeigt Gesicht“ (2013), Gülsen Celebi (2015) und Dr. Jan-Robert von Renesse (2017).