Am Samstag war Weltbienentag. Das fleißige Insekt ist mittlerweile zum mahnenden Symboltier für die menschgemachte Bedrohungslage der Biodiversität geworden. Dabei gelten Bienen, nach Schweinen oder Rindern, zu den wichtigsten Nutztieren in der Landwirtschaft. Die Tiere tragen direkt und indirekt zur Bestäubung zahlreicher Blüh- und Nutzpflanzen bei, unerlässlich für deren Fortpflanzung und damit zur Nahrungsmittelversorgung unseres gesamten Planeten. Im Mühlendorf des Tierparks Hellabrunn werden die pelzigen Tierchen bereits seit einigen Jahren von einem professionellen Imker betreut.
Eine Welt ohne Bienen ist nicht denkbar, denn ihre Bedeutung als Bestäuber ist die Grundlage für die Ernährung aller Menschen. Ganze 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelpflanzen sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Auch im medizinischen Bereich erfüllen die Tiere eine wichtige Aufgabe, schließlich werden über 50.000 Pflanzenarten in der Herstellung von Arznei und Medikamenten verwendet. Doch die Honig- und vor allem die vielen Wildbienenarten sind stark bedroht.
Biologische Artenvielfalt durch Bienensterben in Gefahr
Verschwinden die Bienen, folgen ihnen vier Jahre später die Menschen. Was drastisch klingt ist keine Fiktion, sondern Realität. Aktuell gehen die Zahlen der Bienen weltweit und auch in Deutschland drastisch zurück; rund 300 bis 560 Wildbienenarten stehen aufgrund von fehlendem Lebensraum auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Doch nicht nur die verschwindenden Nistmöglichkeiten und -strukturen haben einen Einfluss auf die Anzahl der Tiere – auch Nahrungsmangel durch Monokulturen in der Landwirtschaft, der Einsatz von giftigen Pestiziden sowie fehlende Blühwiesen und -gehölze gefährden das Nahrungsangebot.
Unterstützung für summende Helfer im Tierpark Hellabrunn
Für Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Verena Dietl ist der Schutz von Wildbienen und anderen Insekten ein großes Anliegen: „In der Biodiversitätsstrategie der Stadt München ist ein umfangreiches Maßnahmenbündel enthalten, von dem Wildbienen und viele andere, bestäubende Insekten profitieren. Mithilfe von insektenfreundlicher Gestaltung von Freiflächen, Begrünung von Dachflächen und Schaffung von Wildblumenwiesen stehen uns bei der Umsetzung viele Möglichkeiten zur Verfügung, die bislang an zahlreichen unterschiedlichen Standorten erfolgreich umgesetzt werden.“
Auch im Tierpark weiß man um die Gefährdung der Tiere und lässt vor Ort im Hellabrunner Mühlendorf zwei Bienenvölker von einem fachkundigen Imker des Imkervereins München & Umgebung e.V. betreuen. Dabei macht den Tieren aktuell vor allem das wechselhafte Wetter Probleme. Mit dem ständigen Wechsel zwischen kalt, warm, trocken und nass kommen Bienen nur schwer zurecht. Bei der Betreuung und Pflege der Völker werden vor allem Schädigungen durch die Varroa-Milbe kontrolliert. Der Schädling gilt als Hauptgrund für das Sterben von ganzen Bienenvölkern. Bienen fliegen täglich drei bis fünf Kilometer weit, sammeln Nektar und Pollen und bestäuben dabei auch Nutz- und Wiesenpflanzen. Die Arbeit des Hellabrunner Imkers wird unter: https://www.youtube.com/watch?v=XoRpRHaxFLQ detailliert vorgestellt.
Für Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor, gehört der Schutz der umtriebigen Bienen zum Leitbild des Arten-, Natur- und Umweltschutzes: „Für uns ist klar, dass die Flora und Fauna ohne Wildbienen nicht mehr funktionieren würden. Daher sensibilisieren wir unsere Besucher für den Wildbienenschutz. Leider haben viele Arten immer mehr Schwierigkeiten, ohne Hilfe zu überleben. Allein im Raum München konnten bis zu 210 Wildbienenarten gezählt werden. Nur um eine Vorstellung dessen zu schaffen, was Bienen alles leisten: Würde man in Supermärkten alle Artikel aus dem Regal nehmen, an deren Entstehung die Tiere beteiligt sind, müsste man 60 Prozent aller Artikel entfernen“, so Baban weiter zur Dringlichkeit des Bienenschutzes.
Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) setzen sich gemeinsam für den Schutz der fleißigen Insekten ein und haben in dieser Woche eine Vereinbarung für mehr Schutz und Aufklärung unterzeichnet. In dieser stehen Bienen stellvertretend für gefährdete und aussterbende Tierarten, die täglich von der Erde verschwinden. Reduziert sich der Bienen- oder Insektenbestand, verschwinden im Folgenden die Pflanzenarten, die von den bestäubenden Insekten abhängig sind. Am Ende dieser Ereigniskette sind dann aufgrund fehlender Nahrungsmittel auch die Menschen betroffen.