Bei einer Kontrollmessung wurden kürzlich in der Kita Tollkirschenweg erhöhte Formaldehydwerte in der Raumluft festgestellt, aufgrund derer die Kita vorsorglich geschlossen wurde. Daraufhin hat die Landeshauptstadt München Kontrollmessungen in den in Betrieb befindlichen sieben baulich vergleichbaren Kindertageseinrichtungen veranlasst.
Alle Ergebnisse liegen seit gestern vor. Das Ergebnis: Bei sechs der Kitas können
die Räume weiter genutzt werden.
Es handelt sich um die Kitas Stifts bogen 56 und 58, Engasserbogen 5, Robinienstraße 58, Waldwiesenstraße 27 und Schöllstraße 17.
Bei einer Einrichtung, der Kita in der Frauendorferstraße 32, ergab die Messung
bei hochsommerlichen Temperaturen Richtwertüberschreitungen für Formaldehyd – vergleichbar mit der Situation am Tollkirschenweg 8.
Daher hat das Referat für Bildung und Sport die 22 Krippenkinder und 49 Kindergartenkinder, die diese Einrichtung besuchen, gestrigen Montag und heutigen
Dienstag in einer benachbarten Einrichtung untergebracht.
Von Mittwoch an ist die Einrichtung wegen Ferienbeginns ohnehin geschlossen. Bei
der Auslagerung der Kinder handelt es sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme,
um Risiken gleich welcher Art zu minimieren. Dabei ist sichergestellt, dass die Kinder weiterhin von ihren bisherigen Bezugspersonen ordnungsgemäß betreut werden können.
Ein Elternbrief wurde bereits versandt. Die Landeshauptstadt München führt in sämtlichen Neubauten von Schulen und Kindertageseinrichtungen routinemäßig Messungen auf verschiedene Schadstoffe durch, bevor die Einrichtungen eröffnet werden.
Vor Eröffnung der Kita in der Frauendorferstraße 32 im vergangenen Jahr wurden
bei einer Routinemessung keine Überschreitung der Richtwerte festgestellt,
so dass eine Freigabe der Nutzung erfolgen konnte.
Die aktuellen Ergebnisse des eingeschalteten Gutachters sind am gestrigen
Montag mitgeteilt und vom Referat für Gesundheit und Umwelt bewertet
worden. Die genaue Ursache für die festgestellten Werte wird derzeit
noch vom Baureferat und dem Referat für Umwelt und Gesundheit
untersucht, damit entsprechende Abhilfemaßnahmen ergriffen werden
können.
Bei den anderen sechs Kitas ist keine Sperrung erforderlich. Formaldehyd gehört zu den Aldehyden. In ungebundener Form ist es ein stechend riechendes, farbloses Gas. Es ist einer der wichtigsten organischen Grundstoffe in der Industrie, vorkommend vor allem in Leimen von Holzwerkstoffen, also Spanplatten, Sperrholz und Tischlerplatten.
Im Jahr 1977 wurde vom ehemaligen Bundesgesundheitsamt ein verbindlicher
Richtwert für die Innenraumluft festgelegt, 1986 wurden hinsichtlich Formaldehyd
Werteüberschreitungen gesetzlich verboten; 1993 wurden diese gesetzlichen Bestimmungen noch einmal genauer definiert, so dass jetzt bestimmte Bedingungen im Umgang mit Formaldehyd einzuhalten sind.
Im Juni 2004 erfolgte die Änderung der Einstufung in „krebserzeugend beim Menschen“.
Formaldehyd kann in entsprechender Konzentration zu Reizungen der Augen und der Atemwege führen.
Folgende weitere Symptome könnten ein Hinweis auf Expositionen sein:
Kopf- und Ohrenschmerzen, Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schwindelgefühl, Übelkeit bzw. ungewohnte Nervosität.
Bei derartigen Beschwerdeprofilen sollte unbedingt ein Arzt zur weiteren Abklärung aufgesucht werden. Festgestellte Symptome verschwinden von alleine ohne weitere Folgen nach Beendigung der Exposition.
Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr. Bei allen kanzerogenen Stoffen besteht aber ein Gebot zur Risikominimierung. Deshalb wurde die vorübergehende Schließung des Gebäudes nach Vorliegen der Richtwertüberschreitung als sinnvoll erachtet.
Bei allen überprüften Einrichtungen werden die Eltern umfassend über die
Ergebnisse informiert. Für Rückfragen steht die Pressestelle des Referats für Bildung und Sport unter der Telefonnummer 2 33-8 35 27 zur Verfügung.