Von wegen „Berlin vor München“: MVG zu „Wenn’s ein bisschen länger dauert“

MVGDer Münchner Merkur vergleicht heute im o.g. Artikel die Pünktlichkeitswerte von U-Bahn, Bus und Tram aus München (MVG) und Berlin (BVG). Die MVG schneidet dabei angeblich schlechter ab als die BVG. Aufgrund des Artikels hat die MVG nun direkt in Berlin nachgehakt. Ergebnis: Die BVG hat dem Merkur versehentlich falsche Bezugsgrößen genannt. Daher wurde fälschlicherweise berichtet, dass U-Bahn und Straßenbahn in Berlin bereits ab einer Minute als verspätet gewertet werden. Dies stimmt nicht. Vielmehr gilt für alle Berliner Verkehrsmittel laut Verkehrsvertrag mit dem Land Berlin folgende Definition:
„Eine im Fahrplan veröffentlichte Abfahrt (Soll-Abfahrt) gilt als pünktlich erbracht, wenn zwischen 90 Sekunden vor und 210 Sekunden nach der Soll-Abfahrtszeit eine Fahrt tatsächlich stattfindet.“

210 Sekunden sind exakt 3,5 Minuten. Bei der MVG in München gilt dagegen eine Frist von lediglich 2 Minuten. Die hiesigen Maßstäbe sind also deutlich ambitionierter – und die Pünktlichkeitswerte damit entsprechend schlechter. Aufgrund dieser sehr unterschiedlichen Maßstäbe lässt sich letztlich nicht ohne weiteres feststellen, ob nun München oder Berlin pünkt-licher ist.

Ganz generell gilt, dass Pünktlichkeitszahlen von Verkehrsunternehmen kaum zu vergleichen sind. Erhebungs- und Bewertungsmethoden sind völlig unterschiedlich und nicht normiert (wo, wie, wann wird gemessen?).

Ebenso unterschiedlich sind zum Beispiel die Netzbedingungen, die größtenteils Einfluss auf die Pünktlichkeit haben (Halteabstände, Umfang besonderer Bahnkörper oder Busspuren, Taktdichte, Vernetzungsgrad, Verkehrsbedingungen auf der Straße etc.). Daher hinkt jeder Vergleich.