Die Berge sind voll. Mehr Menschen als normalerweise sind in diesem Corona-Sommer in den bayerischen und angrenzenden Alpen unterwegs. Alle wollen dort eine schöne Zeit verbringen. Das ist eine Herausforderung, denn wo es voll ist, da besteht die Gefahr für Konflikte. Jene zwischen Mountainbike-Szene und Wander-Gemeinde sind derzeit besonders präsent. Tatsächliche Auseinandersetzungen sind zwar die Ausnahme. Für ein gutes Auskommen miteinander sind dennoch gerade jetzt klare Signale wichtig. „Nehmt Rücksicht auf die, die zu Fuß unterwegs sind, und fahrt nicht querfeldein!“ – appelliert DAV-Präsident Josef Klenner deshalb an die Mountainbikerinnen und Mountainbiker, nimmt aber auch das Pendant per pedes in die Pflicht: „Gelassenheit und Toleranz von allen Beteiligten ist jetzt gefragt!“
Wandern und Mountainbiken – ein Fall für die Paartherapie?
Ein Mountainbiker schlägt einen Naturschutzbeauftragten; ein Wanderer holt einen Mountainbiker vom Sattel: Schaut man auf die Meldungen der vergangenen Wochen, so könnte man meinen, ein Kleinkrieg sei ausgebrochen. Die Wirklichkeit ist viel weniger dramatisch, die allermeisten Bergsportlerinnen und Bergsportler sind respektvoll und mit Rücksicht unterwegs.
Davon unabhängig besteht jedoch ein Grundkonflikt: Biken und Wandern läuft auf demselben Wegenetz. Wenn dann zusätzlich besonders viele Menschen unterwegs sind, wie im aktuellen Corona-Sommer, bleibt Ärger oft nicht aus. Beide Sportarten sind sehr beliebt: Fast 50 Prozent der DAV-Mitglieder fahren Mountainbike, rund 90 Prozent gehen Bergwandern. 12 Millionen Deutsche besitzen ein Mountainbike und über 3,7 Millionen geben an, regelmäßig zu biken; beim Wandern sind es sogar 7 Millionen.
Ob eine Paartherapie dieses Problem lösen kann, hat der DAV mit Probanden und einem Augenzwinkern in der neuen Folge der Videoserie #DAVtalk zum Thema „Mountainbike vs. Wanderschuh“ ausprobiert – siehe oben.
„Wir sind eine Bergsportgemeinde!“
Biken und Wandern: Zwei Nutzungsarten auf einem Wegenetz, in zwei Geschwindigkeiten und mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Wahrnehmungen – kann das gut gehen? Josef Klenner ist davon überzeugt: „Wir sind eine Bergsportgemeinde. Respekt voreinander gehört zu unserem Grundverständnis!“ In diesem Geiste hat der DAV vor zwei Jahren mit Unterstützung der Bayerischen Staatregierung das Projekt „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“ ins Leben gerufen. Und im letzten Jahr hat der DAV sein Engagement in Sachen Mountainbike noch einmal forciert und die Kampagne #natürlichbiken gestartet.
Zehn Tipps für naturverträgliches Biken
Bei #natürlichbiken geht es nicht nur um Nutzungskonflikte, sondern auch um Sportausübung im Einklang mit der Natur. Die Voraussetzungen dafür sind gut – solange die Sportlerinnen und Sportler auf den Wegen bleiben, anstatt querfeldein oder über Wiesen und Weiden zu fahren. Außerdem sollten Nachtfahrten vermieden und Sperren respektiert werden, zum Beispiel bei Holzfällarbeiten. Denn Forststraßen sind keine reinen Freizeitwege, sondern dienen insbesondere auch der Bewirtschaftung von Wald und Almen. Entsprechender Respekt sollte deshalb selbstverständlich sein. Dazu zählt es zum Beispiel, im Schritttempo und mit gebührendem Abstand an Mensch und Tier (Kühe!) vorbei zu fahren. Hier sind die zehn DAV-Tipps für natur- und sozialverträgliches Biken in der kompakten Übersicht:
- Gesund aufs Rad
Mountainbiken ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz, Kreislauf und Muskulatur setzen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und steigere Intensität und Länge deiner Touren langsam. - Sorgfältig planen
Fachliteratur, Karten, Internet und Experten sind wertvolle Hilfsmittel bei der Wahl einer Biketour, die deiner Fitness und deinem Können entspricht. Touren immer auf die Gruppe, den Wetterbericht und die aktuellen Verhältnisse abstimmen. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. - Nur geeignete Wege befahren
Fahre nicht querfeldein, um Erosionsschäden zu vermeiden. Benütze nur geeignete Straßen und Wege und respektiere lokale Sperrungen und Regelungen, um Konflikten mit Grundeigentümern, Wegehaltern und anderen Naturnutzern vorzubeugen. - Check dein Bike
Kontrolliere vor jeder Fahrt Bremsen, Luftdruck, den festen Sitz der Räder, Federung und Schaltung deines Bikes. Den technisch einwandfreien Zustand sichert die jährliche Wartung durch den Fachbetrieb. Achte auf eine gesundheitsschonende Sitzposition. - Vollständige Ausrüstung
Wärmende Kleidung, Regen- und Windschutz, Reparaturset und Erste-Hilfe-Paket gehören in den Rucksack, ebenso Mobiltelefon (Euro-Notruf 112), Licht und ausreichend Essen und Trinken. Handschuhe und Brille schützen deine Hände und Augen. Karte oder GPS sind wertvolle Orientierungshilfen. - Immer mit Helm
Bergauf und bergab, immer mit Helm! Im Falle eines Sturzes oder einer Kollision kann ein Helm Kopfverletzungen verhindern oder sogar dein Leben retten. Protektoren können vor Verletzungen schützen. - Fußgänger haben Vorrang
Nimm Rücksicht auf Fußgänger, indem du dein Kommen frühzeitig ankündigst und das Tempo reduzierst. Halte nötigenfalls an. Ein freundlicher Gruß fördert die Akzeptanz. Fahre in kleinen Bike-Gruppen und meide von Wanderern stark frequentierte Wege. - Tempo kontrollieren
Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an. Fahre aufmerksam und bremsbereit, da jederzeit mit unerwarteten Hindernissen zu rechnen ist. Fahr- und Bremstechnik lernst du in Mountainbike-Kursen. - Hinterlasse keine Spuren
Durch kontrolliertes Bremsen, so, dass die Räder nicht blockieren, verhinderst du Bodenerosion und Wegeschäden. Nimm deinen Abfall mit und vermeide Lärm. - Rücksicht auf Tiere
Die Dämmerungsphase ist für Wildtiere die Zeit der Nahrungsaufnahme. Fahre daher bei Tageslicht, um Störungen zu vermeiden. Nähere dich Tieren im Schritttempo und schließe Weidezäune nach der Durchfahrt.