U-/S-Bahnhof Marienplatz: Modernisiertes Zwischengeschoss eröffnet – viel Platz, Licht und Farbe

MVG-MNE2015 (2)Münchens gute Stube ist um eine weitere Attraktion reicher: Das Zwischengeschoss im 1971 eröffneten U- und S-Bahnhof Marienplatz erstrahlt in neuem Glanz. Die insgesamt ca. 4.200 qm große Verteilerebene im Herzen der Münchner Innenstadt präsentiert sich nach rund dreieinhalb Jahren Umbau unter laufendem Betrieb in zeitgemäßer, heller und freundlicher Optik.

Fahrgäste und Besucher erleben ein übersichtliches und „aufgeräumtes“ Gebäude mit freier Mittelzone, in dem alles schnell und gut auffindbar ist. Optisches Highlight und einzigartiges Markenzeichen des Bahnhofsbauwerks ist die neue Decke in Orangerot. Das Konzept für die Neugestaltung stammt von dem Münchner Büro Allmann Sattler Wappner Architekten und dem Lichtdesigner Ingo Maurer. Ihr gemeinsamer Entwurf hatte beim 2010 durchgeführten Realisierungswettbewerb den Zuschlag erhalten. Die Stadtwerke München (SWM), die für das Zwischengeschoss in diesem Uund S-Bahnhof zuständig sind, investierten als Bauherr gut 30 Millionen Euro in den Umbau.

Visitenkarte für die Landeshauptstadt
Oberbürgermeister Dieter Reiter und Herbert König, SWM Geschäftsführer Verkehr und Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), weihten das modernisierte Zwischengeschoss heute ein. „Hier leuchtet München im Untergrund“, sagte der Oberbürgermeister bei der Eröffnung. „Das neu gestaltete Zwischengeschoss ist eine Zierde für den Marienplatz und eine erstklassige Visitenkarte für die Landeshauptstadt.

Die unverwechselbare Gestaltung überzeugt auf ganzer Linie und macht Lust auf noch mehr.“ MVG-Chef König ergänzte: „Der Marienplatz steht in einer Reihe mit unseren bereits modernisierten und viel gelobten U-Bahnhöfen Münchner Freiheit und Hauptbahnhof. So funktioniert gute U-Bahn-Architektur. So wird der U-Bahnhof Marienplatz seiner Funktion als ÖPNV-Drehscheibe im Herzen der Stadt wieder in vollem Umfang gerecht.“

Aufgeräumt: An die neue Bahnhofshalle im Zentrum des Zwischengeschosses schließen sich Passagen mit Läden, das MVG Kundencenter und der SWM und M-net Shop an.

Quelle:MVG Aufgeräumt: An die neue Bahnhofshalle im Zentrum des Zwischengeschosses schließen sich Passagen mit Läden, das MVG   Kundencenter und der SWM und M-net Shop an.
Quelle:MVG
Aufgeräumt: An die neue Bahnhofshalle im Zentrum des Zwischengeschosses schließen sich Passagen mit Läden, das MVG
Kundencenter und der SWM und M-net Shop an.


Das Raumkonzept: Viel Platz in der Mitte

Das Zwischengeschoss wurde im Rahmen der Modernisierung völlig neu strukturiert.
Es war bis dato geprägt durch diverse An- und Einbauten – verstellt und unübersichtlich,
auch durch die Platzierung von Verkaufsräumen im Mittelbereich. Das wirkte planlos und wenig einladend. Die gesamte Ebene machte zuletzt einen abgenutzten und dunklen Eindruck. Das ist nun Vergangenheit.

Das neue Raumkonzept basiert auf einem klaren Grundriss, der Ordnung und
Übersichtlichkeit in das Zwischengeschoss bringt.

Kern dieser Gestaltung ist der rund 1.700 qm große Zentralbereich: Hier ist eine freie Mittelzone entstanden, ein funktionales Zentrum, in dem die Zugänge zu den Bahnsteigen sowie die Ticket-Automaten und Informationsmöglichkeiten für die Fahrgäste konzentriert sind. Störende An- und Einbauten wurden entfernt.

Die neue Ordnung verbessert die Auffindbarkeit, schafft neue Sichtachsen und sorgt damit für ein Höchstmaß an Transparenz und Sicherheit. Dunkle Ecken gehören der Vergangenheit an.

An die Zentralhalle schließen sich seitlich die Passagen von und zu den Ausgängen des Zwischengeschosses an. Hier befinden sich Läden, das MVG Kundencenter sowie der SWM und M-net Shop.

Die klare Trennung und Struktur der verschiedenen Funktionsbereiche erleichtert
die Orientierung innerhalb der Verteilerebene und unterstützt den aufgeräumten
Gesamteindruck des neuen Zwischengeschosses.

Farb- und Lichtgestaltung: Die Decke macht den Unterschied
Neben dem Raumkonzept tragen auch die Farb- und Lichtgestaltung sowie die
Wahl der verschiedenen Materialien entscheidend zu einem schlüssigen und zeitgemäßen
Erscheinungsbild bei. Im Mittelpunkt steht dabei die neue „Lichtdecke“.

Auf Vorschlag des Lichtdesigners wurde die Decke im Zentralbereich farblich
gestaltet, und zwar in Orangerot – ein bewusst gewählter Farbton, den die Gestalter
mit Verweis auf die Farbpalette des verstorbenen Münchner Künstlers
Rupprecht Geiger gewählt haben. Es handelt sich dabei um eine Interpretation
des klassischen Orange der Bahnsteigebene, für das der U-Bahnhof seit mehr
als 40 Jahren bekannt ist. Der Zentralbereich im Zwischengeschoss erhält
durch diese farbliche Note eine unverwechselbare Charakteristik – und er entfaltet
Raumwirkung: Der Mittelbereich mit seinen Zugängen zu den Bahnsteigen
ist so schon aus den Passagen als Ziel erkennbar.

Die integrierte LED-Beleuchtung sorgt mit 1.062 „Lichtlinien“ für eine größere
Grundhelligkeit und tut ihr Übriges, um einerseits die orangerote Decke gekonnt
in Szene zu setzen und andererseits den Mangel an Tageslicht und
Raumhöhe auszugleichen. Darüber hinaus ist sie durch ihren geringen Stromverbrauch
besonders umweltfreundlich.

Zusätzliche LED-Spots in den Handläufen der Treppen und auf der Innenseite der Brüstungen erleichtern ebenfalls die Orientierung.

„Die raffiniert ausgeleuchtete, orangerote Decke unterstreicht die Bedeutung des Marienplatzes als wichtigen Ort für Münchens kunstsinnige Identität“, so Architekt Prof.
Ludwig Wappner und Ingo Maurer. Von ihr geht Signal- und Raumwirkung aus. „Optisch
entsteht hier durch Farbgebung etwas völlig Neues, obwohl die Grundprämissen
der Gestaltung von Freiherr von Branca unverändert und streng geordnet bleiben.“

Im Gegensatz zur orangeroten Decke steht die zurückhaltende Wandgestaltung
im Zentralbereich. Hier wurden silberfarbene Verkleidungen verwendet,
die blau hinterlegt sind und sich durch ihre schlichte Optik bewusst von der
markanten Deckenverkleidung absetzen.

Im Bereich der Auf- und Abgänge zu den Bahnsteigen sowie in den dortigen
Treppenhäusern sind die orts- und bauwerkstypischen blauen Wandkacheln
erhalten geblieben. Somit wurde ein prägendes Stilelement der bisherigen
Bahnhofsarchitektur sensibel in das neue Erscheinungsbild überführt. Die farbliche
Prägnanz der Kacheln unterstützt auch die Orientierung.

Die Laden-Passagen in den Randbereichen setzen sich mit ihren metallischen
Wand- und Deckenverkleidungen vom Zentralbereich ab und lassen den
Raum größer wirken. Die Fassaden der Läden sind überwiegend aus Glas.
Auch dadurch entsteht Transparenz und Raumwirkung.

Die rund 22.000 Bodenplatten aus hellem Naturstein sind strapazierfähig und
reflektieren das Licht. Gleiches gilt die die Treppen und Brüstungen der Zugänge,
die aus demselben Material bestehen.

Die seit jeher vorhandenen und aus statischen Gründen unverzichtbaren Stützen
wurden mit Edelstahl verkleidet und passen sich ebenfalls gut in das neue
Erscheinungsbild ein.

Noch mehr Service und Sicherheit.
Fahrgastinformation und Kundenservice werden im neuen Zwischengeschoss
groß geschrieben.

Das MVG Kundencenter wurde modernisiert und neu gestaltet. Es präsentiert
sich hell, geräumig und voll auf Service eingestellt. Hier stehen in moderner
Optik acht Arbeitsplätze zur Verfügung. Zwei davon haben eine besonders behindertengerechte Ausstattung: Ihre Tischplatten sind niedriger als bei den
sechs übrigen Countern – und damit zum Beispiel auch für Rollstuhlfahrer gut
zu erreichen. Zudem sind beide Counter mit Induktionsschleifen für Hörgeräteträger
ausgestattet. Zusätzlich gibt es einen Info-Counter und einen angegliederten
Ticket- und Informationsschalter mit extra langen Öffnungszeiten. In der
Decke finden sich große runde Lichtelemente, die Oberlichtern gleichen; sie
sorgen für Helligkeit und schaffen damit eine angenehme Atmosphäre. Direkt
angrenzend an das neue Kundencenter befindet sich der neue SWM und Mnet
Shop mit insgesamt fünf Beraterplätzen. Die Gestaltung des Innenausbaus
übernahm in beiden Fällen das Münchner Büro Palais Mai.

Das moderne MVG Leit- und Informationssystem umfasst insgesamt 30 beleuchtete Schilder, die eine leichtere Orientierung als die alte Beschilderung sowie eine bessere Erfassbarkeit und Lesbarkeit der Informationen ermöglichen – gerade auch für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen.

Sämtliche Zugänge sind mit Buchstaben gekennzeichnet (A bis F), die sich sowohl im Leit- und Informationssystem als auch im Umgebungsplan wiederfinden und so den Fahrgast durchgängig und eindeutig in Richtung „seines” Ausgangs leiten.

Besonders nützlich für Fahrgäste sind auch die 11 MVG-Infomonitore an den Stirnseiten der Zugänge sowie im Zwischengeschoss selber. Sie zeigen die nächsten Abfahrtszeiten von U-Bahn und Bus in Echtzeit an. Zusätzlich gibt es S-Bahn-Monitore. So sieht jeder auf einen Blick, ob die Zeit bis zur Abfahrt „seines“ Zuges oder Busses schon knapp wird oder noch für einen Kaffee reicht.

An der Oberfläche stehen an den Zugängen 6 neue Info-Stelen von gut 4 MeternHöhe, die LED-hinterleuchtet sind und mit ihrem großen U- und S-Zeichen auch als Fernhinweis auf den Bahnhof dienen. Erstmals hatte die MVG diese Art von Info-Stelen 2014 am U-Bahnhof Hauptbahnhof aufgestellt.

Für noch mehr Sicherheit sorgen unter anderem 5 neue MVG-Notfallsäulen im Zwischengeschoss und eine Sprinkleranlage auf der gesamten Fläche.

Auch das Lautsprecher-System wurde erneuert.

Barrierefreiheit auf ganzer Linie
Für Sehbehinderte wurde in Abstimmung mit dem Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund ein taktiles und optisch kontrastreiches Leitsystem umgesetzt.

Rippen- und Noppenplatten im Bodenbelag weisen den Weg durch das Zwischengeschoss.

An den Handläufen der Auf- und Abgänge ist Blindenschrift (Brailleschrift und
erhabene Buchstaben) geplant, um das Wegeleitsystem zu komplettieren.

Alle drei Aufzüge im Sperrengeschoss wurden im Zuge der Modernisierung
erneuert und gläsern gestaltet. Sie sind deutlich zuverlässiger unterwegs als
ihre Vorgänger und vor allem auch schneller, was mehr Beförderungskapazität
bedeutet.

Attraktives Angebot aus Dienstleistung und Einzelhandel
Wie schon an der Münchner Freiheit und am Hauptbahnhof wurde am Marienplatz
die Chance ergriffen, die vorhandenen Verkaufsflächen im Rahmen der Modernisierung
zu erweitern, das Angebot qualitativ zu verbessern und dabei auch bisher
ungenutzte Nebenflächen effizienter zu nutzen. Die als Ladenpassagen gestalteten
Ladenflächen in den Randzonen der U-Bahnstation umfassen nun 10 Einheiten
auf rund 730 qm (bisher knapp 190 qm). Einheitliche Gestaltungsvorgaben
sorgen dafür, dass sich die Läden gut in die neue Gesamtoptik einfügen und die
hohe Aufenthaltsqualität unterstützen. Sämtliche Ladeneinheiten verfügen nun
über eine Lüftungsanlage. Die Pachteinnahmen leisten Deckungsbeiträge für die
Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur, etwa für Modernisierungsmaßnahmen in
den U-Bahnhöfen.

MVG-Chef Herbert König: „Wir sind heute stolz, dass wir diesen Kraftakt, eine
Operation am offenen Herzen der Stadt und des ÖPNV, so reibungslos gemeistert
haben und auch im Kostenrahmen geblieben sind. Voraussetzung dafür waren
eine hoch motivierte Mannschaft, der ich heute herzlich für den Einsatz danken
möchte, und ein ganz präziser Bauphasenplan, mit dem die Wanderbaustelle
Schritt für Schritt vorangetrieben wurde. Anders wäre das auch gar nicht möglich
gewesen. Denn zum einen mussten der Betrieb bei U- und S-Bahn und auch das
Leben auf dem Platz ja weiter gehen. Hier war es uns immer ein Anliegen, den
vielschichtigen Interessen von Besuchern, Fahrgästen, Geschäftsleuten, Anliegern
und Stadt soweit wie möglich gerecht zu werden. Und zum anderen war die zeitliche
Staffelung wie immer auch dem Brandschutz geschuldet: Es durfte immer nur
ein Zugang gesperrt und saniert werden, damit genügend Fluchtwege offen bleiben.“

Der Marienplatz zählt zu den am stärksten frequentierten U- und S-Bahnstationen
in München mit mehr als 200.000 Fahrgästen pro Tag. Rund 750 U-Bahnzüge
fahren hier werktags ab. Anlass für die Modernisierung war der Sanierungsbedarf
in dem über 40 Jahre alten und intensiv genutzten Bauwerk. An dem viergeschossigen Verkehrsbauwerk aus den Anfangstagen der U- und S-Bahn nagte der „Zahn der Zeit“: Vor allem Feuchtigkeit und aggressive Streusalzrückstände hatten über die vergangenen 40 Jahre Schäden an der Bausubstanz des unterirdischen Gebäudes verursacht, darunter auch an den Deckenfugen, die vom Marienplatz aus saniert wurden. Außerdem gab es altersbedingte Defizite bei den technischen Einrichtungen. Die Erneuerung des „abgenutzten“ Erscheinungsbildes erfolgte im Windschatten dieser notwendigen Instandsetzungsarbeiten, nachdem diese ja ohnehin starke Eingriffe in die technische und baukonstruktive Substanz des Bauwerks erforderten. Einige Restarbeiten werden noch nach dem 26. Oktober durchgeführt.

Zusätzlich wurden im Zuge der Umbauarbeiten die zum Bahnhof gehörenden Betriebsräume im zweiten, dritten und vierten Untergeschoss auf einer Fläche von
insgesamt ca. 3.600 qm erneuert und damit aus dem Ambiente der späten 60er
Jahre in eine zeitgemäße Raumplanung und Architektur überführt. In diesen Räumen
befinden sich unter anderem technische Einrichtungen für den U- und SBahnbetrieb,
aber auch Büroflächen, Aufenthaltsräume und Umkleiden.

Die dortigen Decken enthalten eine Akustiklösung zur Schalldämmung und integrierte LED
Leuchten, die den Räumen eine helle und freundliche Atmosphäre geben. Für die
Mitarbeiter ist ein zusätzliches internes Verbindungstreppenhaus entstanden, das
gleichzeitig nach neuestem Brandschutzkonzept als Rettungstreppenhaus fungiert.

Daten und Fakten im Überblick
Eröffnung des U-Bahnhofs 19.10.1971
Fahrgastaufkommen werktags über 200.000
U-Bahnzüge (Abfahrten) werktags ca. 750
Gesamtfläche Zwischengeschoss ca. 4.200 qm (Zentralbereich ca. 1.700 qm)
Natursteinplatten (Boden) ca. 22.000 (ca. 2.750 qm)
Glasfassaden ca. 430 qm
LED-Lichtlinien (rote Decke) 1.062
Rohre (Wasser, Heizung usw.) ca. 10,5 km
Elektroleitungen ca. 390 km
Ladenfläche ca. 730 qm
MVG Notfallsäulen 5
MVG Ticket-Automaten 11
MVG Infomonitore (Abfahrtszeiten) 11
MVG Infovitrinen 15