Stau in der Stadt, Baustellen auf der Autobahn, immer dichter werdender Verkehr: Wer täglich mit dem Auto zur Arbeit fährt, muss Stress aushalten können. Viele Autofahrer reagieren auf die vollen Straßen aber mit hitzigen Fahrmanövern. Statt die Gegebenheiten zu akzeptieren, versuchen sie, durch Drängeln und Einsatz der Lichthupe, dichtes Auffahren und riskante Überholmanöver dem Verkehrschaos zu entfliehen. Doch aggressives Verhalten ist kein Kavaliersdelikt: Liegt eine Nötigung vor, droht sogar der Entzug der Fahrerlaubnis. TÜV SÜD gibt Tipps, wie Autofahrer ihre Wut im Zaum halten können.
Vielfahrer neigen dazu, sich durch andere Verkehrsteilnehmer stressen zu lassen und Verkehrsbehinderungen persönlich zu nehmen. Ist der Punkt erreicht, dass der Ärger über die Verkehrsteilnehmer in aggressivem Fahrverhalten mündet, dann wird zu dicht aufgefahren, riskant die Spur gewechselt, geschimpft und zu schnell gefahren. Dadurch drohen gefährliche Situationen und Unfälle für alle Verkehrsteilnehmer.
Wer drängelt, riskiert schlimmstenfalls ein Bußgeld von 400 Euro, zwei Punkte und ein dreimonatiges Fahrverbot. Seit 2014 die Verkehrssünderkartei in Flensburg reformiert wurde, ist die Fahrerlaubnis mit acht Punkten weg. Dann heißt es Entzug des Führerscheins und Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU).
„Chronisch gestresste, unausgeschlafene Fahrer, die noch dazu unter Zeitdruck stehen, neigen besonders häufig zu aggressivem Fahren“, sagt Jürgen Brenner-Hartmann, fachlicher Leiter Verkehrspsychologie und Verkehrsmedizin bei TÜV SÜD. „Und man kann hier von einem männlichen Problem sprechen, denn die Zahl der Frauen, die in Deutschland wegen aggressiven Verhaltens zur MPU müssen, tendiert gegen Null.“
Der TÜV SÜD-Experte gibt daher Tipps, wie Autofahrer reagieren sollten, wenn sie merken, dass die Straßenverhältnisse sie wütend machen. Wer gestresst ist, sollte reagieren, bevor er aggressiv wird. Es hilft oft schon durchzuatmen und sich dabei auf eine tiefe und regelmäßige Bauchatmung zu konzentrieren. Das entspannt und lenkt ebenso ab wie schöne Gedanken: Erinnerungen an den letzten Urlaub, das lobende Gespräch mit dem Chef oder den netten Plausch mit der Kollegin helfen, sich von der Verkehrssituation abzulenken und in eine positive Stimmung zu versetzen.
Auch nutzt es, wenn der Fahrer sich klarmacht, dass er durch sein Verhalten nichts an der Situation ändern kann. Ist es wirklich so schlimm, etwas später zu kommen? Meist wird dabei klar, dass es nicht auf jede Minute ankommt und der Zeitverlust weit weniger schlimm ist als der Verlust des Führerscheins oder die Folgen eines Unfalls. Wer kann, sollte auch immer rechtzeitig losfahren und einen Zeitpuffer einplanen.
Ein aufmerksamer und empathischer Fahrstil kann schließlich die Beweggründe des Vordermanns für dessen nervendes Fahrverhalten offenbaren: Ein Ortsunkundiger muss noch schnell die Spur wechseln oder eine Mutter bleibt trotz der grünen Ampel stehen, weil sie sich gerade um ihr Kind auf dem Rücksitz kümmern muss. Versetzt man sich in solche Situationen hinein, fällt es leichter, besonnen zu reagieren. Nichts davon muss der gestresste Fahrer persönlich nehmen – und nichts davon ist es wert, einen Unfall zu provozieren.
Wer aber merkt, dass diese Tipps nicht wirken und wer sein aggressives Verhalten nicht unter Kontrolle bekommt, dem kann ein Termin bei einem Verkehrspsychologen helfen. Haben sich bereits bis zu fünf Punkte auf dem Konto angesammelt, bietet TÜV SÜD zur Reduzierung eines Punkts auch ein Fahreignungsseminar an.
Weitere Informationen rund ums Thema Verkehrssicherheit gibt es unter www.tuevsued.de/mpu