Die Stadtwerke München (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) testen in den nächsten Wochen einen Elektrobus. Es handelt sich dabei um ein Fahrzeug des chinesischen Herstellers BYD. Eingesetzt und erprobt wird der Bus von Mittwoch, 4. Dezember 2013 bis voraussichtlich Freitag, 3. Januar 2014 auf der Uni-Linie 153 zwischen Odeonsplatz, Uni-versität und Hochschule München an der Lothstraße.
Sophie Zhou von BYD mit MVG-Chef Herbert König bei der Präsentation am Westfriedhof
Der zweiachsige Solobus mit zwölf Metern Länge fährt rein elektrisch. Als Speichermedium für den Strom kommen Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien zum Einsatz, die unter anderem über der ersten Achse und auf dem Bus-dach untergebracht sind. Unterwegs wandeln die beiden Motoren – wie vom Hybridbus bekannt – Bremsenergie in elektrische Energie um, die in den Batterien gespeichert wird und genutzt werden kann. Die Reichweite einer Ladung beträgt nach Herstellerangaben bis zu 250 Kilometer. Dann muss das Fahrzeug wieder an die Steckdose, für ca. fünf Stunden. Zu die-sem Zweck stellt BYD im Bus-Betriebshof West eine Ladestation mit einer Leistung von 60 kW zur Verfügung. Auf der Buslinie 153 beträgt die Tages-fahrleistung eines Busses etwa 175 Kilometer.
MVG-Chef Herbert König: „Elektrobussen könnte langfristig die Zukunft
gehören. Daher freuen wir uns auf den Praxistest mit dem Fahrzeug von BYD. Klar ist aber auch, dass wir besondere beim Thema Speichermedien noch nicht da stehen, wo wir für einen serienreifen Linienbus hin müssen: Die Batterien müssen noch erheblich kleiner und leichter werden, sonst nehmen sie den Fahrgästen zu viel Platz weg. Sie müssen über eine möglichst lange Lebensdauer hinweg trotz permanenter Lade- und Entladezyklen leistungsfähig bleiben, sonst werden sie zu teuer. Und: Die Nebenaggregate müssen leiser werden. Die notwendigen Weiter-entwicklungen brauchen aber die Erfahrungen aus Praxistests. Deshalb haben wir gerne das BYD-Angebot angenommen, den erreichten Stand der chinesischen Elektrobustechnik unter Münchner Bedingungen zu testen.“
Wesentlich ist das Thema Reichweite, auch speziell unter winterlichen Bedingun-gen. „Bei unseren Gelenk-Hybridbussen hat sich gezeigt, dass die von den Her-stellern versprochenen Kraftstoffersparnisse bisher nicht erzielbar sind, weil der Heizwärmebedarf im Winter zu einem erhöhten Energieverbrauch führt“, erläutert König. „Beim Elektrobus könnte die Reichweite darunter leiden. Wir sind natürlich gespannt, wie sich der BYD-Bus in dieser Hinsicht schlägt. Auch unsere Fahrgäs-te laden wir ein, uns ihre Erfahrungen zu schildern.“
SWM/MVG testen bereits seit 2008 Hybridbusse verschiedener Hersteller mit un-terschiedlichen Antriebskonzepten und Speichermedien. Die Hersteller haben die Technik in dieser Zeit zwar optimiert, nur die beiden (unterschiedlichen) Solobusse erreichen allerdings bisher die prognostizierten Kraftstoffersparnisse. Für Hyb-ridbusse und Elektrobusse gilt grundsätzlich: Sie sind bisher noch nicht wirtschaft-lich, weil die deutlich höheren Anschaffungs- und ggf. Infrastrukturkosten noch nicht durch Ersparnisse bei den Energiekosten kompensiert werden können. Dies gilt umso mehr als sich abzeichnet, dass Dieselbusse mit der neuen Euro-VI-tauglichen Motorengeneration ebenfalls Minderverbräuche erzielen können.
König: „Im Interesse unserer Fahrgäste, denen wir angesichts weiter steigender Fahrgastzahlen für die erzielbaren Fahrgeldeinnahmen ein möglichst hohes Leis-tungsangebot zur Verfügung stellen wollen, beschaffen wir daher bis auf weiteres für den regulären Linieneinsatz ausschließlich die wirtschaftlicheren Dieselbusse, natürlich mit dem besten verfügbaren Umweltstandard. Gleichwohl sehen wir in rein elektrisch betriebenen Bussen eine erfolgversprechende Zukunftsperspektive. Wir werden unseren Praxisversuch daher auch wissenschaftlich begleiten, also im Verlaufe des Testbetriebs auch exakte Messungen der Energieverbrauchs- und Ladeverläufe sowie Geräuschmessungen durchführen und analysieren lassen. Erfahrungen und Messwerte geben wir auch an die Ingenieure von BYD weiter, um die Weiterentwicklung der Elektromobilität beim Bus zu unterstützen.“