SWM Strategie: Ausbauoffensive Erneuerbare Energien

dsc_0196Die Stadt München hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sie setzt sich dank ihres kommunalen Energie- und lnfrastrukturunternehmens Stadtwerke München (SWM) an die Spitze des Klima- und Umweltschutzes. Die SWM sind Gestalter der Energiewende. Denn die SWM setzen die Energiewende ganzheitlich um. Im Rahmen ihrer Ausbauoffensive Erneuerbare Energien forcieren sie die erneuerbare Energienutzung im Strom- wie auch im Wärmebereich. Denn nur wenn Strom und Wärme regenerativ erzeugt werden, kann die Energiewende gelingen.

Die Ziele der SWM:
• Bis 2025 wollen die SWM so viel Ökostrom in eigenen Anlagen produzieren, wie ganz München benötigt. München wird damit weltweit die erste Millionenstadt sein, die dieses Ziel erreicht! Bereits 2008 haben die SWM damit begonnen, ihre Ausbauoffensive Erneuerbare Energien umzusetzen. Sie stellen hierfür ein Budget von 9 Milliarden Euro zur Verfügung.
• Um die Energiewende auch im Wärmemarkt zu erreichen, haben die SWM 2012 eine Fernwärme-Vision entwickelt: Bis 2040 soll München die erste deutsche Großstadt werden, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Den wesentlichen Beitrag für die Ökowärme wird Geothermie liefern.

Die Münchner Wärmewende muss langfristig und geplant erfolgen. Die SWM verfolgen ihre Fernwärme-Vision und wollen die Münchner Fernwärme bis 2040 aus rein regenerativen Quellen speisen. Für diesen Zeitraum sprechen technische, organisatorische wie auch finanzielle Gründe. Erwin Knapek, der Präsident des Bundesverbands Geothermie, bestätigt die langfristig angelegte Strategie der SWM. Das weiß er auch aus eigener Erfahrung – denn er war „deutscher Geothermie-Pionier” mit der Anlage in Unterhaching. ,,Für den Umbau der Fernwärmeversorgung ist im Sinne der Stadt wie auch der Kunden ein längerfristiger Zeitraum notwendig.

Als Verbandspräsident wie auch durch meine Arbeit vor Ort kenne ich die Probleme, die sich insbesondere beim verkehrsbehindernden Umbau von Fernwärmeleitungen und bei der Umsetzung von Erdwärmeprojekten ergeben. Man muss Geothermie-Anlagen sehr sorgfältig planen und Lerneffekte für künftige Projekte nutzen. Es bedarf weiter einer gewissenhaften und gründlichen Durchführung. Geeignete Dienstleister und Gerätschaften für innerstädtische Tiefbohrungen gibt es nur wenige, auch das spiegelt sich in den Zeitplänen wider. Aus meiner Sicht beschreiten die SWM den richtigen Weg – nicht umsonst nehmen sie hier schon heute deutschland- und weltweit eine absolute Spitzenposition ein.”

Drei Gründe, die für die langfristige und nachhaltige Planung sprechen

Technisch gesehen ist eine detaillierte und somit auch zeitaufwändige Vorplanung jeder einzelnen Bohrung im Stadtgebiet notwendig. Nur so lassen sich Probleme, wie Genehmigungsfähigkeit, Akzeptanz des Umfelds und teure Fehlbohrungen, minimieren. Die SWM hatten 2015/2016 auch eine breite Seismik-Messkampagne in der Stadt durchgeführt, um noch genauere Kenntnis des Münchner Untergrunds zu gewinnen. Die Auswertung dieser Messdaten läuft noch.

Eine weitere technische Herausforderung stellt die Umstellung des Fernwärmenetzes dar. Ein geothermiegespeistes Netz hat andere Spezifikationen als ein konventionell gespeistes. Für die Umrüstung müssen die Straßen, in denen die Fernwärmerohre verlegt sind, geöffnet werden, um die Anpassungen vorzunehmen. Das Münchner Fernwärmenetz ist 800 Kilometer lang. Stephan Schwarz: ,,Ein gestreckter Zeitplan verhindert, dass weite Teile der Innenstadt parallel und über mehrere Jahre eine einzige große Fernwärmebaustelle sind – und dass viele Kunden für längere Zeiträume notversorgt werden müssen. Die dafür notwendigen mobilen Heizanlagen kommen als Hindernis im Straßenraum noch dazu.”

Zu guter Letzt müssen auch die Kundenanlagen umgerüstet werden, da ein geothermisch gespeistes Netz auf einem anderen Temperaturniveau gefahren wird, bzw. in der Innenstadt mit dem Medium Heißwasser anstelle von Dampf. Der Umstellungszeitraum – und die Kosten – für die Kundinnen und Kunden sind nach den Planungen der SWM vorhersehbar und beherrschbar. Ein gestauchter Zeitplan schafft hier unnötige Unsicherheit und höhere Kosten.

Bei einer langfristig angelegten Umstellung auf Geothermie können die Vielzahl von Baustellen innerhalb eines sehr engen Zeitfensters von den SWM und der Stadt organisatorisch, verkehrs- und versorgungstechnisch aber auch personell gemeistert werden. Dazu gehört auch die Koordination mit den vielen anderen Baumaßnahmen und Großprojekten in München (z.B. zweite Stammstrecke). Stephan Schwarz: ,,Nur so können wir sicherstellen, dass die hohe Akzeptanz für den Weg der SWM Fernwärmevision beibehalten wird. München ist im Übrigen nicht die einzige Stadt mit einem Fernwärmenetz und mit Geothermieausbau. Deshalb stellt eine langfristige Planung auch sicher, dass genug qualifizierte Baufirmen gefunden werden können. Denn der Markt der Bohrfirmen und der Leitungsbauer ist begrenzt und in Teilen auch überhitzt.”

Dieser begrenzte Markt wirkt sich auch finanziell aus. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage beeinflusst die Preise für die Arbeiten allgemein und somit die Umstellungskosten auch für die Kundinnen und Kunden. Die schrittweise Umsetzung der SWM Fernwärmevision trägt dazu bei, die Kosten für alle Beteiligten beherrschbar zu halten. Nur so kann das kommunale Unternehmen SWM seine breit angelegten, klimaschutzrelevanten Aktivitäten parallel fortführen und den größtmöglichen Wirkeffekt erzielen.

Das Fazit von Stephan Schwarz: .Es ist sinnvoll und nachhaltig, bei der Wärmewende mit Bedacht, intensiver Vorplanung und einem klaren Konzept vorzugehen. Für die Umstellungszeit sichert die konventionelle, umweltschonende Kraft-Wärme-Kopplung in den Heizkraftwerken Nord und Süd als Brückentechnologie die Versorgung der Münchnerinnen und Münchner mit Wärme. Nur so kann ein zukunftssicherer Weg beschritten werden, der zu 100 Prozent Ökowärme für München führt – so wie es die SWM in ihrer Ausbauoffensive Erneuerbare Energien vorhaben.”

Ökowärme: eine Vision wird Realität
München hat eines der größten Fernwärmenetze in Europa. Derzeit erzeugen die SWM Fernwärme zum größten Teil in sehr energieeffizienten Kraft-WärmeKopplungsanlagen (KWK). langfristig sollen die fossilen Brennstoffe jedoch durch erneuerbare Wärme abgelöst werden. Die Geothermie wird den wesentlichen Beitrag für die Fernwärmeversorgung Münchens liefern. Für eine Übergangszeit bleiben die Heizkraftwerke Nord und Süd mit ihrer umweltschonenden KWK als Brückentechnologie unverzichtbar für Münchens Versorgungssicherheit.

Im Wärmebereich wird in Deutschland die meiste Energie eingesetzt. Er macht rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus, in Privathaushalten benötigen Heizung und Warmwasserbereitung sogar rund 90 Prozent. Die Energiewende kann nur als Ganzes gelingen, wenn hier ebenfalls erneuerbare Energiequellen konventionelle ersetzen. Der SWM Ansatz ist ein Ganzheitlicher: Die Ausbauoffensive Erneuerbare Energien beinhaltet auch diesen großen, politisch wie auch wirtschaftlich bislang vernachlässigten Teil der Energieerzeugung. Ökowärme: Geothermieschatz unter München Durch die langfristige Umstellung der Fernwärme auf regenerative Energiequellen werden die SWM die ohnehin schon sehr gute Klima- und Ressourcenbilanz der Fernwärme noch einmal erheblich verbessern. Aufgrund der besonderen Lage Münchens und der Region wird die Geothermie den wesentlichen Beitrag leisten: In München und dem Umland sind die geologischen Voraussetzungen so gut wie in nahezu keiner anderen Region Deutschlands.

NORD-SÜD-SCHNITT DURCH DAS VORALPENLAND

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Die geothermische Energiequelle ist heißes Thermalwasser aus gut durchlässigen Kalksteinschichten (Malm). München sitzt auf einem riesigen Vorrat dieser umweltfreundlichen Energieart: In einer Tiefe von 2.000 bis über 3.000 Metern hat das Wasser 80 bis über 100 Grad Celsius. Die Wärme aus diesem Thermalwasser lässt sich optimal zum Heizen nutzen. Dazu wird das Wasser an die Oberfläche gepumpt und über Wärmetauscher geleitet, wobei ihm die Energie entzogen wird. Abgekühlt wird es wieder in die Tiefe zurückgeführt. Somit ist Erdwärme ein Kreislauf ohne Eingriff ins Ökosystem.

Im Stadtteil Riem und in der Gemeinde Sauerlach, südlich von München, nutzen die SWM die Erdwärme bereits seit längerem erfolgreich. Die Geothermieanlage im neuen Stadtteil Freiharn ist gerade in Betrieb gegangen. Eine weitere Anlage soll ab 2018 auf dem Gelände des Heizkraftwerks Süd entstehen.

Darüber hinaus stünden – abhängig vom erforderlichen Wärmebedarf, der technischen Entwicklung und der Verfügbarkeit – noch die „grünen Brennstoffe” Biogas bzw. in einem letzten Schritt auch Windgas 1 zur Erzeugung von regenerativer Fernwärme zur Verfügung. Einen weiteren Beitrag kann der erneuerbare Anteil im Restmüll liefern.
Bei der Realisierung ihrer Vision kommt den SWM zugute, dass der Energiebedarf zu Heizzwecken durch Energieeinspar- und durch Energieeffizienzmaßnahmen wie Gebäudesanierungen langfristig nach und nach sinken wird, während der Warmwasserbedarf relativ konstant bleiben wird.

Ausbauoffensive Erneuerbare Energien Okowärme-Projekte im Detail:

Quelle:SWM
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In Riem ging 2004 die erste SWM GeothermieAnlage in Betrieb. Mit dem über 90 Grad heißen Wasser aus 3.000 Metern Tiefe wird der Wärmebedarf der Wohnbebauung in der Messestadt, der Gewerbebetriebe und der Messe München zum größten Teil gedeckt.

Quelle:SWM
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Seit Herbst 2016 deckt die Geothermieanlage Freiharn die Grundlast des Wärmebedarfs des neuentstehenden Stadtteils Freiharn sowie benachbarter Gebiete im Münchner Westen ab.

Quelle: SWM
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Ab 2018 wird eine weitere Geothermieanlage beim Heizkraftwerk Süd entstehen und soll bereits Ende 2019 in Betrieb gehen. Die erwartete Thermalwassertemperatur liegt bei über 95°C. Die Anlage liegt im Schnittpunkt dreier Netze: Bis zu 30 Megawatt können hier in die Netze Innenstadt, Sendling und Perlach eingespeist werden.

Bis 2025 wollen die SWM noch drei weitere Geothermieanlagen bauen. Um geeignete Standorte zu finden, haben sie von November 2015 bis März 2016 eine umfangreiche 30-Seismik-Messung in weiten Teilen des Stadtgebiets durchgeführt. Nach Abschluss der Auswertung werden die nächsten Standorte schrittweise ermittelt.