Sonja Lerch, Münchens vergessene Revolutionärin, szenische Lesung im Ebenböckhaus

Sonja Lerch, Münchens vergessene Revolutionärin, szenische Lesung im Ebenböckhaus
Quelle: Naumann am Grabstein, Quelle privat

„Der Abend kommt so schnell“, so der Titel des Buches von Cornelia Naumann, Autorin und Dramaturgin, die mit dem Schauspieler und Regisseur Tom Koch die vergessene Revolutionärin Sonja Lerch vorstellt. Die szenische Lesung am Montag, 8. April, um 19.30 im Ebenböckhaus, Ebenböckstraße 11, wird vom Kulturforum München-West organisiert. Wie schon die noch bis Anfang Mai laufende Ausstellung im Pasinger Rathaus „Revolution in Pasing 1918-1919“. „In meinem Buch spüre ich dem Leben der tapferen, völlig unbekannten russischen Jüdin in München nach und fördere Erstaunliches zutage. In meinem Roman ist alles wahr, auch das Erfundene“, so die Autorin. „Wir werden daraus spannende Szenen im Dialog lesen“.

Zum Inhalt: Im Januar 1919 ist ein Ende des Krieges nach vier quälenden Hungerjahren noch immer nicht abzusehen. Da taucht in München eine schwarzhaarige Frau auf wie aus dem Nichts. Der Name der mutigen Frau: Sarah Sonja Rabinowitz-Lerch, geboren1882 und vor 101 Jahren gestorben. Lerch engagiert sich im Kreis um Kurt Eisner und mobilisiert eine Woche lang an seiner Seite einen pazifistischen Aufstand: durch Generalstreik will sie den Krieg endlich beenden, den König verjagen und die Republik ausrufen.

Eine Woche lang hält sie flammende Reden gegen den Krieg, ruft die Arbeiter der Rüstungsfabriken zum Streik, rennt von Versammlung zu Versammlung. Der Staat schlägt zurück, verhaftet die Aktivisten, unter ihnen auch Sonja wegen Landesverrats. Die Behörden bezeichnen sie als die nach Eisner gefährlichste Person in der Münchner USPD. Sie verschwindet am 1. Februar 1918 hinter Neudecks Gefängnismauern. Ihr Mann, Professor Lerch, sagt sich öffentlich von Sonja los, er will seine Universitätskarriere durch das „skandalöse Verhalten“ seiner Frau nicht gefährden. Nach wenigen Wochen, am 29. März 1918, stirbt Sonja unter mysteriösen Umständen in einer Isolierzelle im Gefängnis Stadelheim. Ihr Grab ist auf dem jüdischen Friedhof, nicht weit weg von dem Kurt Eisners.

Der Eintritt kostet 5 Euro für Mitglieder im Kulturforum München-West und 8 Euro für Nichtmitglieder. Anmeldung unter kulturforum.muenchen-west@web.de erbeten.