Rückblick auf die erste Münchner Theaterwoche

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Münchner Theaterwoche ging neue Wege – Premiere eines stadtweiten Festivalformats

Sechs Tage lang wurde ganz München zur Bühne: Mit über 50 Partnerinstitutionen und 138 Veranstaltungen feierte die Münchner Theaterwoche ihre Premiere. Das neuartige Festivalformat zeigte eindrucksvoll, dass Münchens Theaterlandschaft weit mehr ist als die Summe ihrer Häuser und Aufführungen – sie ist offen, lebendig und überraschend zugänglich.

Was als mutiger Impuls begann, entwickelte sich schnell zu einem Kulturereignis mit Wirkung: Vom 3. bis 8. Juni wurde ganz München zur Bühne. Statt Theater zu erklären, machte das Festival es direkt erlebbar – mit einem einladenden, niedrigschwelligen Konzept. Für 35 € (inklusive Gebühren) ermöglichte ein Festivalticket den Besuch von zwei unterschiedlichen Vorstellungen sowie den Zugang zum breit gefächerten Rahmenprogramm. Diese Kombination aus fairer Preisstruktur, thematischer Vielfalt und inhaltlicher Tiefe öffnete Türen für neue Zielgruppen und bot gleichzeitig Raum für intensive Auseinandersetzung.

Theater für alle, überall
Das Festival zeigte Theater in allen Himmelsrichtungen der Stadt: von der Messestadt bis nach Pasing, von Unterhaching bis ins Zentrum. Die besondere Ticketstruktur, die Besuche in zwei verschiedenen Kategorien ermöglichte, stellte nicht nur das Angebot großer Häuser vor, sondern lenkte auch den Blick auf kleinere Bühnen und bislang weniger bekannte Spielorte. Gleichzeitig förderte das Festival den Austausch innerhalb der Szene: Theater, die sonst unabhängig voneinander agieren, traten, zusammengeführt unter dem Dach eines gemeinsamen Formats, in Kontakt.

Bespielt wurden städtische, staatliche und freie Bühnen ebenso wie sogenannte Dritte Orte – Theaterschulen, Kulturzentren, Nachbarschaftsbühnen –, die als Räume gesellschaftlicher Teilhabe und Begegnung fungieren. Über 50 Partner und Spielstätten beteiligten sich und machten deutlich: Theater ist nicht nur Kunstform, sondern auch Begegnungsraum.

Das angesprochene Publikum war insgesamt so vielfältig wie das Programm:
generationenübergreifend, unabhängig von kulturellen Vorerfahrungen. Der Spielplan bot klassische Dramen und weltbekannte Opern für etablierte Theatergänger:innen. Für experimentierfreudige Avantgardist:innen gab es Formate von experimentellem Theater bis zu Stückentwicklungen junger Kollektive. Fürs junge Publikum bot das vergünstigte Kinderprogramm altersgerechte Inszenierungen – von Mitmachtheater bis Marionettenund Figurentheater. Das Rahmenprogramm mit Open-Air-Proben, Improvisations-Workshops, Stadterkundungen, Museumsführungen und fachlichen Künstler:innengesprächen eröffnete selbst Theaterexperten neue Einblicke. Gesellschaftliche und sprachliche Barrieren wurden durch integrative Produktionen und internationale Gastspiele gezielt überwunden.

Ein gelungener Auftakt, mit Luft nach oben
Der Schlussapplaus für die Premiere ist durchaus verdient – auch wenn sich der Veranstalter eine höhere Besucherzahl erhofft hatte. Trotz des positiven Echos und der inhaltlichen Vielfalt blieb die Kartennachfrage hinter den Erwartungen zurück. Gerade in der sommerlichen Festivalzeit scheint der Weg ins Theater für viele Münchner:innen eine größere Hürde zu sein als ein Konzert- oder Museumsbesuch. Auch die Koordination der zahlreichen Beteiligten sowie der Aufbau eines eigenen Buchungssystems stellten die Organisator:innen vor Herausforderungen.

Doch Festivalformate dieses Umfangs brauchen bekanntlich Zeit und etablieren sich über mehrere Ausgaben hinweg. Das umfangreiche Angebot zeigte eindrucksvoll, wie breit, tief und relevant Münchens Theaterlandschaft aufgestellt ist, in ihrer künstlerischen Qualität
ebenso wie in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.

Vor allem wurde deutlich, wie engagiert Theaterschaffende in der ganzen Stadt bereit sind, neue Wege zu gehen, um ihre Kunstform einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Ob und wann das Format fortgesetzt wird, bleibt abzuwarten, doch mit diesem Auftakt wurde ein tragfähiges Fundament gelegt, auf dem sich künftig weiter aufbauen lässt. Die Bühne ist bereitet.