Organisierter Taschendiebstahl – Europaweite Ermittlungserfolge

mymuenchen.de

Wie bereits berichtet, konnten zivile Polizeibeamte am Sonntag, 29.09.2024, gegen 22:35 Uhr, in einem Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest eine 55-Jährige mit ungarischer Staatsangehörigkeit ohne festen Wohnsitz dabei beobachten, wie sie durch das Festzelt ging und nach potenziellem Stehlgut Ausschau hielt. Die Frau tastete zunächst eine abgelegte Jacke ab. Im weiteren Verlauf nahm sie eine Herrenjacke an sich und verließ das Festzelt.
Hierbei wurde sie durch die eingesetzten Beamten festgenommen und zur Wiesnwache verbracht. Gegen die 55-Jährige wurden Ermittlungsverfahren wegen des Besonders schweren Falles des Taschendiebstahls eingeleitet.

Bei den vor Ort eingesetzten zivilen Polizeibeamten handelte es sich um speziell geschulte Einsatzkräfte aus Ungarn und Belgien, die im Rahmen einer durch das Polizeipräsidium München koordinierten europaweiten Einsatzmaßnahme zur Bekämpfung des Phänomens Taschendiebstahl im Rahmen des Münchner Oktoberfestes eingesetzt waren.

Länderübergreifende Kooperationen bei der Bekämpfung überregional begangener Straftaten im Bereich der Eigentumskriminalität sind bewährter Bestandteil polizeilicher Einsatzkonzepte für Veranstaltungen, bei denen aufgrund hoher Besucheranzahl mit dem Auftreten von Personen, die professionell Straftaten begehen, gerechnet werden kann. Dies wurde auch in der Vergangenheit regelmäßig auf dem Münchner Oktoberfest durchgeführt.

Eine der auf dem diesjährigen Münchner Oktoberfest koordinierten internationalen Unterstützungsmaßnahmen wurde im Rahmen der EMPACT-Sicherheitsinitiative der EU-Kommission durchgeführt und gefördert. Bei EMPACT handelt es sich um die European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats. Konkretes Ziel der Initiative ist die grenzüberschreitende Bekämpfung schwerer und organisierter Kriminalität, welche die EU sowie ihre Bürgerinnen und Bürger besonders bedroht. Zu diesem Zweck werden europaweit konkrete Fokusbereiche identifiziert, sogenannte EMPACT-Prioritäten.

Die organisierte Eigentumskriminalität ist eine dieser Prioritäten, für die das Landeskriminalamt Baden-Württemberg in Deutschland in Absprache mit dem Bundeskriminalamt die nationale Federführung innehat und auch europaweit gemeinsam mit Frankreich die Koordinierung mitübernimmt.

Das Polizeipräsidium München koordiniert wiederum die europaweit stattfindenden Fahndungsmaßnahmen durch die sog. „Flying Squads“. Das Ziel dieser hoch spezialisierten Einheiten aus verschiedenen Ländern Europas ist die Bekämpfung der nationalen und internationalen Taschendiebstahlskriminalität. Die Arbeit der teilnehmenden Fahnder ist europaweit ausgerichtet und insbesondere mit Europol sehr eng verknüpft. Beteiligt sind Fahnder aus Österreich, der Schweiz, Ungarn, Portugal, Spanien, Frankreich, der Tschechischen Republik, Belgien, Luxemburg und Rumänien.

Bislang wurden bereits sechs sog. „Operations“ mithilfe der „Flying Squads“ bei großen Veranstaltungen in Deutschland, Belgien und Frankreich durchgeführt. Hierunter das Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2024 in München sowie das Finale in Berlin sowie das 189. Oktoberfest in München.

Neben Feststellungen in ihrem originären Tätigkeitsbereich, tragen die geschulten Beamten im Rahmen ihres Einsatzes auch immer wieder zu Festnahmen in anderen Deliktsbereichen bei.

Am Mittwoch, 25.09.2024, gegen 20:00 Uhr, wurde eine 36-Jährige mit rumänischer Staatsbürgerschaft mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz auf dem Münchner Oktoberfest von zivilen portugiesischen Taschendiebfahndern dabei beobachtet, wie sie mehrfach an Verkaufsstände auf dem Festgelände herantrat und stets Waren im Wert von ca. 5 Euro jeweils mit einem 50-Euro Schein bezahlen wollte. Hierbei redete sie zudem zeitgleich auf Spanisch auf die Verkäuferinnen und Verkäufer ein. Im weiteren Verlauf konnten die eingesetzten Beamten beobachten, wie die 36-Jährige schließlich an einen weiteren Verkaufsstand herantrat und eine Flasche Limonade mit einem 50-Euro-Schein bezahlen wollte. Hierbei redete sie erneut vehement auf Spanisch auf die Verkäuferin ein und lenkte diese hierdurch gezielt ab. Durch die Ablenkung der Verkäuferin gelang es der 36-Jährigen, den 50-Euro-Schein unbemerkt wieder an sich zu nehmen und die Verkäuferin anschließend arglistig davon zu überzeugen, dass diese den Schein bereits entgegengenommen hätte. Die 36-Jährige Tatverdächtige erhielt schließlich ein „Rückgeld“ in Höhe von 45 Euro sowie die vermeintlich erstandene Getränkeflasche ausgehändigt. Dem Verkaufsstand entstand somit ein Vermögensschaden in Höhe 45 Euro sowie dem Gegenwert der Getränkeflasche.

Die 36-Jährige wurde anschließend auf frischer Tat durch die zivilen Polizeibeamten vorläufig festgenommen und zur Wiesnwache verbracht. Gegen die Tatverdächtige wurden Ermittlungsverfahren wegen vollendeten Wechseltrickbetrugs in drei Fällen und versuchten Wechseltrickbetrugs in zwei Fällen eingeleitet.

Im Rahmen der koordinierten internationalen Einsatzmaßnahme erfolgten europaweit insgesamt bislang 96 Festnahmen. Hiervon mehr als 40 Festnahmen bei der „Operation 189. Oktoberfest“.