Glück muss der Mensch haben Stephan Bastian: 25 Jahre „Königlich bayerischer Hofphotograph“ Die Idee brachte der Tscheche Ludwig Deyl aus Amerika mit. Er schnitt sie auf bayrische Verhältnisse zurecht und präsentiere erstmals 1978 seinen Fotowagen „Zum Hofphotographen“ auf dem Münchner Oktoberfest. Als Deyl 1990 wieder zurück nach Prag ging, ergriff Stephan Bastian die Chance und übernahm das Geschäft. Insgesamt arbeitet Bastian, der vom bekannten Münchner Fotografen Heinz Gebhard gelernt hat, seit 39 Jahren auf dem Oktoberfest. So betrieb er im Hofbräu-Festzelt seinen eigenen Fotostand, an dem er unter anderem mit Foto-Buttons und einer eigens aus Los Angeles importierten Button-Maschine sehr erfolgreich war. ,,Schicksal und Glück“, wie er selbst zugibt, haben Bastian dann zum Hofphotographen geführt, dessen besonderes Konzept, Nostalgie, historische Kostüme und die Möglichkeit auf ein außergewöhnliches FotoPortrait in Sepia kombiniert. Einer seiner angestellten Fotografen, Matthias Meyer, den er selbst als das „Herzstück“ des Ladens bezeichnet, ist schon länger dabei als Bastian selbst. Von ihm habe er viel gelernt, denn diese Fotos sind eine Kunst, die man sich selbst als ausgebildeter Fotograf über viele Jahre aneignen muss. Die Wiesn bedeutet eine Menge Arbeit. Insgesamt drei Monate Arbeitszeit werden in die Vor- und Nachbereitungen gesteckt. Wartungen von Schausteilerwagen und Fotoequipment müssen mit Fingerspitzengefühl erledigt, Bilderrahmen und Kostüme mit Liebe zum Detail hergestellt werden. Doch die Arbeit lohnt sich: ,,Viele Stammkunden kommen jedes Jahr für ein neues Bild“ erzählt Bastian stolz. Diese bringen zum Teil Alben gefüllt mit Fotos der letzten 30 Jahre mit. Der Lauf der Zeit und die Bedeutung, die die Aufnahmen des Hofphotographen für die Kunden haben, ,,gehen einem schon nah“, so Bastian. Mit dem einzigartigen Stil, den er mit seinem Team des Hofphotographen immer wieder hervorbringt, ist sich Stephan Bastian sicher, dass Bilder keines anderen Fotografen öfter in deutschen Wohnzimmern hängen als seine.
Ein Leben lang Wiesn Karl Doll: Seit 25 Jahren auf der Wiesn Seit er denken kann, ist er hier: Karl Dolls Wiesn-Geschichte geht weit in seine Kindertage zurück. Schon als kleiner Junge hilft Doll seinen Eltern im Ringwurfpavillon. Als er elf Jahre alt ist, verstirbt sein Vater. Er unterstützt seine Mutter tatkräftig und die beiden ziehen mit ihrem Schausteilergeschäft durch Deutschland. Schon seine Großeltern waren auf der Wiesn, und so kam es, dass auch für ihn nie etwas anderes in Frage kam. 1991 bekam Karl Doll zum ersten Mal einen Standplatz auf dem Oktoberfest mit einem eigenen Geschäft, einer Wurfbude. Sein erster Sohn Florian wollte sich das scheinbar nicht entgehen lassen, denn am 1. Oktober, am mittleren Wiesn-Sonntag, hat seine Frau in einem Münchner Krankenhaus entbunden. 1992 verstarb Dolls Mutter und er übernahm ihren Ringwurfpavillon. 1995 wollte er es wissen: Karl Doll legte sich einen elektronischen Dart-Schießstand zu, der bis dato eine Neuheit auf dem Oktoberfest war und unterhielt damit bis 2014 sein Publikum mit großem Erfolg. Seine langjährige Gastronomieerfahrung auf Christkindlmärkten brachte Doll auf die Idee, auch Wiesn-Gäste mit Köstlichkeiten aus der Pfanne zu versorgen. In seinem Imbiss-Stand „Zur Räuberpfanne“, die in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Wiesn steht, kommen auch Vegetarier auf ihre Kosten und gönnen sich gerne seine vegetarischen Nudeln oder die Champignon-Pfanne. Der Münchner gibt zu, dass ihm der Essensverkauf sehr gut gefällt, weil es immer etwas zu tun gebe und es nie langweilig werde. Die Wiesn ist für Karl Doll das größte Highlight im Jahr: ,.Man ist immer froh, wenn man dabei sein kann“.
Rettet die Schiffschaukel! Josef Otto Steininger: 25 Jahre Schiffschaukel mit Überschlag Gute Menschenkenntnis braucht ein Schiffschaukelbetreiber, um die Kundschaft einzuschätzen. Muss hier Nachhilfe im Schaukeln gegeben werden? Besteht die Gefahr, dass sich der wild Schaukelnde verletzen könnte? Ist Alkohol im Spiel? Josef Otto Steininger weiß, worauf er achten muss, denn er ist seit Kindesbeinen mit Schiffschaukeln vertraut. Vor 25 Jahren übernahm er von seinem Vater das Schaukelgeschäft und steht seither damit auf dem Oktoberfest. Seine Schiffschaukel ist eine besondere: Vater Josef Steininger senior hat sie einst selbst gebaut – als Schiffschaukel mit Überschlag. Um die über 50jährige Familientradition fortzuführen, hat Josef Steininger junior seinen Traum, Toningenieur zu werden, aufgegeben und die Lehre zum Fahrzeugbauer abgebrochen. Er ging mit den Eltern auf die Reise mit Schiffschaukel, Verlosung, Pyramidenwerfen und dem Schießwagen von Mutter Alicia. Mittlerweile steht die Überschlagschaukel nur noch auf dem Oktoberfest und wird von Stammkundschaft und Fangemeinde aufgesucht. SchaukelProfis schaffen sogar 70 Überschläge in der Minute. Brautleute schaukeln damit ins gemeinsame Leben. Legendär waren die Wettkämpfe von Pfarrern, die sich im Überschlag gegenseitig gemessen haben. Schwer haben es mittlerweile die Schiffschaukeln auf Volksfesten, wo es sie seit 125 Jahren gibt. Zeugte in den 1950er Jahren noch Hans Albers ,,Komm auf die Schaukel, Luise“ von der großen Beliebtheit dieser Geräte, so kämpfen heutzutage die Schaukeln ums überleben. Aktuell ist Steiningers Überschlagschaukel, die neben Käfer’s Wiesnschänke steht, das einzige Exemplar auf dem Oktoberfest. Dabei liegt die Schiffschaukel im Zeitalter von Freeclimbing und Workout im Trend. Es ist das ideale Fitnessgerät: An der frischen Luft wird mit eigener Körperkraft einzeln oder zu zweit das Schaukelschiff in freier Bewegung auf jede beliebige Höhe geschwungen. Und sie ist eine Volksbelustigung für alle Generationen, denn – so Josef Otto Steininger – ,,Das Schaukeln muss man lernen.“ Er hat es seinen Söhnen Maximilian und Markus beigebracht und kann dieses gemeinsame Erlebnis anderen Eltern und Großeltern nur empfehlen.
Ein bisserl Herzlichkeit muss sein! Elfriede Grimmig: 50 Jahre Brotfrau Zum bunten Bild des Oktoberfests gehören auch die 64 „Brotfrauen“ an den Haupt- und Seiteneingängen der Brauereifesthallen. Im Angebot haben sie die Original Wiesn-Brezn von mindestens 250 Gramm, Semmeln und Salzstangerl für eine zünftige Brotzeit in einem der WiesnBiergärten. Die Bewerber für die Brotstände vor den Zeiten werden neben der Rangfolge im Bewertungssystem auch nach sozialen Gesichtspunkten Elfriede Grimmig in den 50 Jahren als Brotfrau immer wieder. Das ist ihr Ansporn, ,,noch ein paar Jahre weiterzumachen auf der Wiesn“.
Vom Artisten zum Schausteller 50 Jahre Mandelbrennerei Stey 1965 erhielt Vater Dominikus Stey das erste mal eine Zulassung zum Oktoberfest. Es war ein Tipp eines befreundeten Artisten, sich doch mal mit gebrannten Mandeln auf der Wiesn zu bewerben. Bis zu diesem Zeitpunkt war Stey einer der bekanntesten Zirkusartisten der Welt. Mit einer waghalsigen Seiltanznummer, die nur genau drei Leute auf der Welt beherrschten. Doch Anfang der 1960er Jahre war der klassische Zirkus nicht mehr gefragt und so entschloss sich „Domi Domis“, wie sein Künstlername war, das Drahtseil in den großen Manegen der Zirkuswelt gegen ein Leben auf Volksfesten einzutauschen. Nachträglich erhielt er einen Platz in einer Seitenstraße auf dem Oktoberfest. Ein Stand, an dem er gebrannte Mandeln verkaufte, nichts weiter. Keine Haselnüsse oder Macadamia, keine Süßwaren, keine Lebkuchenherzen. Nur ein einziges Blech gebrannte Mandeln, 100 Gramm für 1 DM. Gebrannte Mandeln, die heutzutage so beliebt sind auf der Wiesn, waren zu dieser Zeit ein absolutes Randprodukt. Stey lernte die Kunst der Zubereitung von einem erfahrenen Mandelbrenner. Damals wurde noch mühsam von Hand gebrannt: den ganzen Tag rühren, rühren, rühren. Im laufe der Jahre kamen weitere Produkte in sein Sortiment: verschiedene Nusssorten und Herzl. Dominikus Stey war das ganze Jahr auf Reisen mit einem SüßwarenStand, aber auch mit einem Schießwagen, einer Schiffschaukel und einer Verlosung. Seine Frau und seine vier Kinder, drei Töchter und ein Sohn,waren immer mit dabei. Sohn Rudolf ist heute nicht nur Schausteller, sondern auch erfolgreicher Sänger, Tänzer und Veranstalter von Dinnershows. Dennoch stieg er ins Süßwarengeschäft mit ein. Mitte der 80er Jahre war es für die Steys Zeit für ein neues Verkaufsgeschäft. Vater Dominikus stellte sich einen Wagen im Barock-Stil vor. Doch Rudi, wie er genannt wird, hatte eine geniale Idee. Inspiriert von Weiß Ferdl, der zu den bekanntesten bayerischen Volkssängern und Volksschauspielern zählt, und seinem Lied „Ein Wagen von der Linie 8“ malte er eine Skizze für ein neues Geschäft, das einer Trambahn nachempfunden war (siehe Anlage). Auch dem Fahrzeugbauer gefiel diese Idee so gut, dass sie Vater Dominikus überzeugen konnten. Die „Süße Linie 8″ war geboren und ist seit 1986 so auf dem Oktoberfest zu finden. Für Sohn Rudolf ist die Wiesn „der Platz, wo mein Leben angefangen hat“. Er selbst ist während der Wiesn geboren, genau wie seine Frau, die er zudem noch auf der Wiesn kennen gelernt hat. Hochseil-Artist Dominikus und Stimm-Artist Rudi betreiben nun seit 2011 gemeinsam die „Süße Linie 8“. Vater und Sohn – eine gemeinsame Mission.