Was piepst denn da unter dem zartrosa Federkleid? In der Flamingo-Kolonie des Tierparks gibt es mehrfachen Nachwuchs.
In den letzten Wochen sind drei Küken geschlüpft. Die noch etwas unbeholfenen, gräulichen Jungtiere sind am besten von der Plattform vor dem Flamingo-Café zu beobachten und werden ausgiebig bestaunt. Für Hellabrunn sind es die ersten Küken, die seit der genetischen Untersuchung und Verkleinerung der Gruppe im letzten Herbst geschlüpft sind.
Im Tierpark Hellabrunn mischt sich dank der drei Küken lautstarkes Piepsen unter das bisher gewohnte Geschnatter der Rosaflamingos. Seit kurzem sind die kleinen Jungvögel mit den rosa Beinchen auch außerhalb des Brutkegels unterwegs und erkunden an der Seite der rosa Elterntiere die Anlage. Die Jungvögel und ihre Erzeuger erkennen und unterscheiden sich gegenseitig an der Stimme – so wissen die Elternvögel immer, welches Küken sie mit hervorgewürgter Kropfmilch füttern müssen.
In den ersten Monaten werden die Küken von ihren Eltern mit einer fett- und eiweißreichen Absonderung aus den Drüsen in der Speiseröhre ernährt, der sogenannten Kropfmilch. Im Gegensatz zu Muttermilch wird diese von beiden Geschlechtern produziert. Außerdem ist sie leuchtend rot gefärbt, da sehr viele Farbstoffe (Carotinoide) und sogar Blut enthalten sind. Später filtern sie mit ihrem siebartigen Schnabel Nahrung aus dem Wasser. Flamingo-Jungvögel schließen sich nach Verlassen des Brutplatzes zu einem „Kindergarten“ zusammen. Dieser besteht in Hellabrunn aktuell aus drei Küken. Junge Flamingos sind nach dem Schlüpfen zunächst grau und weiß mit rosa Beinen und färben sich erst nach zwei Jahren in den typischen blassrosa Ton um.
Erster Nachwuchs nach genetischer Bestimmung im Herbst 2023
Im letzten Herbst wurde die Flamingogruppe nach einer wissenschaftlich bisher einzigartigen Genanalyse untersucht, um die Artzugehörigkeit zu bestimmen. Zuvor lebten Rosaflamingos mit Kubaflamingos zusammen, die sich manchmal auch untereinander fortpflanzten und Hybriden bildeten. Mittels genetischer Untersuchung konnten die Hybriden identifiziert werden. „Wir haben im vergangenen Jahr Unterstützung aus der Wissenschaft geholt, um per Genanalyse die Artzugehörigkeit jedes einzelnen Flamingos zweifelsfrei zu ermitteln. So konnten wir sicherstellen, wirklich nur noch Rosaflamingos zu pflegen und weitere Flamingo-Hybride auszuschließen“, so Dr. Eric Diener, in Hellabrunn zuständiger Kurator unter anderem für Flamingos.
Mithilfe von Prof. Dr. Willems von der Justus-Liebig-Universität in Gießen gelang es erstmals, die Artreinheit aller 94 zuvor in Hellabrunn lebenden Flamingos zu ermitteln. Diese weltweit erstmalige wissenschaftliche genetische Differenzierung unterstreicht, dass die moderne wissenschaftliche Methodik in wissenschaftlich geführten Zoos wie Hellabrunn eine immer größere Rolle spielt. Diese in Zoos entwickelten Forschungsmethoden werden dann auch in der Wildtierforschung und im Artenschutz eingesetzt.
„Wir haben die Küken seit dem Schlupf beobachtet. Sie sind nun aus den kritischen ersten Tagen heraus und werden von den Eltern vorbildlich versorgt“, freut sich Diener. Rosaflamigos leben in großen Kolonien in einem weitläufigen Verbreitungsgebiet, das sich vom Mittelmeerraum hin über Teile Afrikas, im Nahen Osten bis nach Indien erstrecken kann. Sie bevorzugen flache, nährstoffreiche Gewässer wie etwa Salzseen oder sogar Meeresbuchten.