Nachträglicher Abschlussbilanz Oktoberfest 2019 mit der Münchner Polizei

Oktoberfest

Nach 16 Festtagen auf der Münchner Theresienwiese geht heute das 186. Oktoberfest zu Ende. Der Gesamttrend aus der Halbzeitbilanz setzte sich erfreulicherweise fort und lässt die Einschätzung -ruhige und gemütliche Wiesn- zu.Die Polizei konnte in Zusammenarbeit mit allen verantwortlichen Behörden die Herausforderung „sichere Wiesn 2019“ mit gewohnt hoher Motivation und großem
Einsatzwillen verwirklichen. Wenn mit Blick auf das diesjährige Oktoberfest von einer „Qualitätswiesn“ gesprochen wird, dann bedeutet dies im Bereich der Sicherheit vor allem ein hochqualifizierte, intensive Zusammenarbeit zwischen den Akteuren wie Sicherheitsbehörde, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei.

Auch der Umstand, dass die Herausforderungen für die Münchner Polizei sich nicht nur auf das Festgelände, sondern auf den gesamten Zuständigkeitsbereich in Stadt und Landkreis München erstrecken, zeigt die Dimension dieses Einsatzes. Vor allem die angrenzenden Polizeiinspektionen, vor allem die Inspektion 14 in der
Beethovenstraße, übernehmen dabei bei der Anreise, und vor allem zum Ende der jeweiligen Festtage wichtige Aufgaben bei der Gewährleistung des hohen
Sicherheitsstandards in München.

Zusammenfassung wichtiger Eckdaten
– Rückgang der Gesamtstraftatenentwicklung (bei gleichem Besucheraufkommen)
– Mehr Aufgriffe bei Kontrollen nach dem Betäubungsmittelgesetz
– Deutlicher Rückgang von Taschendiebstahlsdelikten
– Einfache Körperverletzungen auf Vorjahresniveau
– Geringe Zunahme der Maßkrugschlägereien
– Leichter Anstieg bei den angezeigten Sexualdelikten
– Leichter Anstieg der Widerstandshandlungen

Gesamt-Einsatzzahlen
Mit vergleichendem Blick auf die Einsatzzahlen der Wiesn 2018, haben sich die Einsatzzahlen in diesem Jahr leicht erhöht. Der Anstieg dieser Zahl ist jedoch nicht automatsch mit einer Steigerung der Kriminalität oder Aggressivität gleichzusetzten, sondern zeigt vielmehr die hohe Bereitschaft in potentiellen Konfliktsituationen rechtzeitig die Polizei zu informieren. In einem. Im Berichtszeitraum wurden 1915 (1786) 1 Einsätze abgearbeitet, was einer Steigerung
von 7,2 % entspricht. Der Tag mit der stärksten Einsatzbelastung war der mittlere Wiesn Samstag mit insgesamt 243 polizeilichen Einsatzlagen, gefolgt vom letzten Wiesn-Samstag mit 185 Einsätzen. Die Gesamtzahl der Straftaten blieb mit 914 (-1%) etwa auf dem Niveau des Vorjahres
(2018: 924). Mit diesen Straftaten gingen 469 (2018: 409) Festnahmen einher.

Taschendiebstahl
Im Gesamtbereich der Taschendiebstähle war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Insgesamt wurden 133 (2018: 174) Taten erfasst. Die Delikte orientierten sich, in erster Linie als Folge des geltenden Taschen- und Rucksackverbotes, weg vom Diebstahl aus Taschen, hin zu Diebstahl von und aus Jacken. Zivil agierende Fahnder in Verbindung mit einer verstärkten und zielgerichteten Videoüberwachung konnten hierbei 25 (2018:16) Täterfestnahmen durchführen. In 10 Fällen wurde Haftbefehl erlassen. Als erfolgreich und gewinnbringend bestätigte sich erneut auch die intensive Zusammenarbeit und Präsenz von Fahndern aus dem Bereich der Taschendiebstahlbekämpfung anderer Metropolen aus dem In- und europäischen Ausland.

Körperverletzung
Im Bereich der Körperverletzungen zeigte sich eine leichte Steigerung um 2,7% auf 263 Gesamtdeliktsfälle (2018: 256). Das ist in erster Linie mit einer Steigerung der Delikte im Bereich der gefährlichen Körperverletzungen 78 (2018: 70), und den darin enthaltenen sogenannten Maßkrugschlägereien 32 (2018: 27) begründet.

Sexualdelikte
Insgesamt wurden 45 (2018: 42) Sexualdelikte mit Bezug zum Oktoberfest registriert. Die Änderung im Sexualstrafrecht im Jahr 2016 umfasst nun alle Delikte mit sexuellem Hintergrund (insbesondere Beleidigung auf sexueller Grundlage „Grapscher“, sexuelle Nötigung, Vergewaltigung). Insbesondere die Delikte rund um das sexuelle motivierte Berühren von vorwiegend weiblichen Wiesenbesuchern stellen den überwiegenden Anteil der Fälle dar.

Streifengänge durch zivile und uniformierte Einsatzkräfte und vor allem die gezielte Videoüberwachung konnten dazu beitragen, bereits sich abzeichnende Straftaten in diesem Deliktfeld rechtzeitig zu erkennen. Konsequentes und schnelles Einschreiten der Einsatzkräfte verhinderte schlimmere Taten. Das spiegelt sich in der hohen Zahl von 29 Täterfestnahmen wieder. In drei weiteren Fällen konnte durch zivile Einsatzkräfte ein sich anbahnendes Delikt
beobachtet und die Fortsetzung verhindert werden.

Betäubungsmittelverstöße
Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz liegt die Gesamtzahl bei 232 Strafanzeigen und 237 Festnahmen (2018: 231/224). Die höhere Festnahmezahl
begründet sich auch hier in einer verstärkten Kontrolldichte durch die Einsatzkräfte und der weiter verbesserten Videoüberwachung. Bei den aufgefundenen Betäubungsmitteln handelte es sich überwiegen um Cannabis (115) und Kokain (95).

Widerstand gegen Polizeibeamte
Nach wie vor auf hohem Niveau liegen Aggressions- und Gewalthandlungen gegen Polizeibeamte. Diese erfolgen überwiegend bei der Durchsetzung polizeilicher
Maßnahmen. Aktuell wurden 22 Taten wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gezählt (2018: 20). Bei den erfassten Sachverhalten wurden insgesamt 10 (2018: 15) Polizeibeamte verletzt.

Gewahrsamnahmen / Betretungsverbote
Die Philosophie der Münchner Polizei auf der Wiesn zielt auf ein ruhiges und besonnenes Herangehen an Einsatzsituationen. Frühzeitigem Erkennen von aggressionsbereiten Besuchern folgt ein Ansprechen, Beruhigen und gegebenenfalls ein präventiver Platzverweis. Die rechtzeitige und aktive Intervention unterbindet zuverlässig den ungehinderten Verlauf zu erwartender Straftaten. Weiterhin auffällige und aggressive Personen werden jedoch konsequent in Gewahrsam genommen.

Bei identifizierten Wiederholungstätern strebt die Münchner Polizei zusammen mit dem Kreisverwaltungsreferat die sofortige Verfügung dauerhafter Betretungsverbote des Festwiesengeländes für diese Personen an. Zu Veranstaltungsbeginn wurde 30 Personen dieses Verbot ausgesprochen. Diese Zahl steigerte sich während dem Festbetrieb auf insgesamt 44 Vorgänge.

In der Gesamtbetrachtung wurden diesjährig 356 (2018: 330) aggressive Personen in Gewahrsam genommen, noch bevor sie Sicherheitsstörungen, oder Straftaten begehen konnten. Dies entspricht einer Steigerung um 7,9%.

Die Steigerung im Bereich der Ingewahrsamnahmen ist jedoch kein Beleg für eine grundsätzlich gesteigerte Aggressivität der Besucher, sondern vielmehr Folge einer frühzeitigen Intervention durch die Einsatzkräfte. Besonders wenn eine objektive Bewertung der jeweiligen Situation eine gewaltgeneigte Eskalation durch den Probanden befürchten ließ.

Videoüberwachung
Die Videoüberwachungsanlage, bei der 49 Kameras über das Festwiesengelände verteilt im Einsatz sind, leistete in diesem Jahr bei 82 Sachverhalten wieder wertvolle Unterstützungsarbeit. Allein in 58 Fällen kam es dabei zu Einsatzlagen, welche überhaupt erst aufgrund der Videobeobachtung durch Polizeibeamte bekannt wurden. Insbesondere konnten Sexualstraftaten verhindert und Taschendiebe auf frischer Tat verfolgt werden.

Verkehrsbilanz (ohne E-Scooter)
Es waren keine nennenswerten und außergewöhnlichen Verkehrsbehinderungen während der vergangenen 16 Wiesntage zu verzeichnen. Bei den Verkehrsunfällen im Gesamtbereich des Polizeipräsidiums München gab es einen leichten Rückgang von -3,2% (2018: 2.415) auf aktuell 2.338 Fälle. Bei Rund 43 Unfällen (2018: 24) standen Fahrzeugführer dabei unter Alkoholeinfluss. In zwei Fällen (2018: 1) wurden berauschende Mittel festgestellt.

Im direkten Wiesn-Umfeld kam es zu 265 (2018: 138) Verkehrsunfällen. Positiv ist hier die im Verhältnis zur höheren Unfallzahl nahezu gleichbleibende Zahl von 38 Unfallverletzten (2018: 37). Tödliche Verkehrsunfälle mit Wiesnbezug ereigneten sich in diesem Bereich nicht.

Bislang wurden bei 360 Verkehrsteilnehmern im Stadtgebiet Fahrten unter Alkoholeinfluss festgestellt (2018: 332). 122 Fahrten wurden unter Drogeneinfluss begangen (2018: 105). Hierbei musste die Münchner Polizei 215 (2018: 192) Führerscheine sicherstellen.

In 50 (2018: 48) Fällen konnten durch Kontrollen Trunkenheitsfahrten noch vor Fahrtantritt verhindert werden.

E-Scooter
Die Einführung von öffentlich anmietbaren Elektrokleinstfahrzeugen (auch E-Scooter) in München, stellte die Veranstalter des Oktoberfestes und die Polizei vor eine neue Aufgabe. Insbesondere galt es die Wege und Straßen im direkten Umfeld der Festwiese von E-Scootern frei zu halten, um das bestehende Sicherheitskonzept umsetzen zu können.

Gemeinsam mit den verantwortlichen Sicherheitsbehörden und den Anbietern von Elektrorollern, konnte eine umsetzbare und erfolgversprechende Lösung erarbeitet und durchgesetzt werden. Das Einfahren in die Sperrringe um das Festgelände wurde durch Kontrollen weitestgehend verhindert. Über 1.100 Scooter konnten an den Sperrringen abgewiesen werden. Zudem war ein Beenden der Fahrt im direkten Wiesnumfeld technisch nicht möglich. Ein ordnungsgemäßes Abmelden in der betreffenden App wurde dann von Anbieterseite blockiert. Häufungen von abgestellten Rollern wurden konsequent durch die
jeweiligen Anbieter jede Nacht behoben.

Die Abstellmentalität durch die Fahrer dieser Fahrzeuge fordert immer die Disziplin des einzelnen Nutzers. Dies hat während der vergangenen 16 Tage in großen Teilen keine größeren Behinderungen hervorgerufen. Trotzdem bleibt mit Blick auf die Zukunft solcher Sharing-Systeme die Feststellung, dass sich bisher nicht alle Nutzer über ihre rechtlichen Pflichten im öffentlichen Verkehrsraum bewusst sind. Insbesondere die Promilleregelung, Fahrbahnbenutzung und das rücksichtslose Führen dieser Fahrzeuge, führen regelmäßig zu ordnungs- und strafrechtlichen Konsequenzen.

So mussten 414 Verstöße wegen Alkoholeinfluss festgestellt werden. 254 Führerscheine wurden sofort sichergestellt. Bei 32 Fahrern konnte präventives Einschreiten der Polizeistreifen eine Trunkenheitsfahrt verhindern.

Abschleppungen, Rikschas, Parksituation
Ein erfreulicher, wenn auch nur leichter Rückgang, ist bei den Abschleppungen im Wiesnumfeld zu verzeichnen. So stehen 574 Einsätze aus dem Vorjahr den 568
Abschleppungen im Verlauf der diesjährigen Wiesn gegenüber.

In 31 Fällen musste gegen Rikscha-Fahrer vorgegangen werden, welche ohne erforderliche Genehmigung zur privaten Beförderung von Personen beförderten. In drei Fällen war der Motor manipuliert. Sieben Mal konnte der Fahrer die erforderliche Genehmigung/Anmeldung der Stadt München nicht vorweisen.

Die Busparkplätze Hansastraße, Tübinger Straße und Zenettistraße waren, insbesondere an den Wochenenden, gut ausgelastet. Der Parkplatz am Messegelände Riem wurde kaum angenommen.

Am Messegelände in Riem standen noch ausreichend Stellplätze für Wohnmobile zur Verfügung. Der Spitzenwert von 1296 (2018: 1024) Fahrzeugen wurde am mittleren Wiesn-Wochenende erreicht.

Die Behindertenparkplätze auf dem südlichen Teil der Theresienwiese waren zu jeder Zeit noch aufnahmefähig.