Hollywood Vampires in der Olympiahalle war einfach toll

Foto: Ross Halfin

Die Hollywood Vampires spielten in München – und würdigten auch Gitarrenlegende Jeff Beck.

 

Quelle mymuenchen / N. Saetteli

Seit acht Jahren gibt es die Hollywood Vampires – und der Ruf, „teuerste Coverband der Welt“ zu sein, gehörte in dieser Zeit zum harmloseren Spott. „Am Anfang ging es uns darum, unsere in den Siebzigern verstorbenen, trinkfesten Freunde zu ehren: Jimi Hendrix, John Bonham, Jim Morrison und all die anderen“, erzählte Alice Cooper einst. „Deshalb stellten wir 2015 eine Kneipenband zusammen.“ Tiefer kann man kaum stapeln, denn Cooper, Perry und Tommy Henriksen sind großartige Musiker, die ebensolche Kollegen um sich scharen – etwa Schlagzeuger Glen Sobel. Johnny Depp bringt Hollywood mit auf die Bühne sowie sein ordentliches Spiel an der Rhythmusgitarre und eine fantastische Interpretation von „People who died“ der Jim Carroll Band. Zudem findet er einen eigenwilligen, doch hörenswerten Zugang zu David Bowies „Heroes“.

Quelle mymuenchen/ N. Saetteli

Beweisen muss sich hier keiner, perfekt eingespielt ist man eh (Sobel und Henriksen sind gemeinsam in der Band von Alice Cooper) – das sorgt für entspannte Feierstimmung im Scheinwerferlicht, die sich vom ersten Moment an auf die Menschen in der Halle überträgt. Auf deren linker Seite ist das Gedränge übrigens um einiges dichter als rechts; links ist schließlich der Platz von Johnny – Kreisch! – Depp, der winkt und zwinkert und herzt sich ins Publikum. Dass die Vampires mit eigenem Material eröffnen („I want my Now“, „Raise the Dead“), zeigt, dass keiner daran denkt, irgendein Erbe zu verwalten. Die Herren sind bissig – und musikalisch so zupackend wie die Dracula-Zähne groß sind, die über der Bühne herabragen. Das beweist zudem das lässig aus der Hüfte geschossene „The Boogieman Surprise“. Den schwierigsten Part freilich hat Cooper, der bei den Cover-Versionen stets gegen das Wissen um die Originalstimme ansingen muss. Doch der 75-Jährige ist angstfrei und wirkt sowieso seit seinem Auftritt in Wacken 2014 und den „Detroit Stories“ (2021), seinem ersten Nummer-eins-Album in Deutschland, als denke er gar nicht an die Rocker-Rente. Logo, Untote altern nicht.

Quelle mymuenchen/ N. Saetteli