Der Marienplatz soll zur reinen Fußgängerzone werden. Nach einem Antrag von SPD und CSU, der am Mittwoch zur Verabschiedung steht, wird damit das Herzstück der Lösung für die Nord-Süd-Querung zwischen Rindermarkt und Feldherrnhalle gelegt. Was zunächst vielversprechend klingt, hat aus Sicht der Umweltschutzorganisation Green City e.V. etliche Nachteile. Denn Busse, Taxen und RadfahrerInnen müssten auf teils umstrittene Umgehungsrouten ausweichen. Durch die Baustelle am Hugendubel-Haus ergäbe sich jedoch die Möglichkeit eines Pilotversuches auf Zeit.
Seit langem wird über die optimale Nord-Süd-Querung für den Radverkehr zwischen Rindermarkt und Feldherrenhalle diskutiert. Eine breite Bürgerbeteiligung 2013 konnte den Interessenskonflikt zwischen FußgängerInnen, RadfahrerInnen, Busse und Taxis nicht lösen. SPD und CSU wollen mit ihrem Antrag vom 2. Dezember 2014 Klarheit schaffen.
Der Marienplatz sowie die Dienerstraße bis zur Landschaft-/ Altenhofstraße sollen komplett zur Fußgängerzone werden. Radler, Busse und Taxen müssten weichen. Für die RadfahrerInnen bliebe damit die umstrittene Umgehung über die Kustermannfahrbahn am Viktualienmarkt, Sparkassenstraße, Falkenturmstraße, Alfons-Goppel-Straße und den Hofgarten zum Odeonsplatz. Diese Route birgt mit der Querung des Tals, der Enge der Sparkassenstraße und der Falkentrumstraße, der Querung der Maximiliansstraße sowie dem Kopfsteinpflaster in der Alfons-Goppel-Straße und dem engen Tor zwischen Hofgarten und Odeonsplatz jedoch viele Gefahrenquellen. Ebenso sollen die Busse über die Kustermannfahrbahn umgeleitet werden. Die Standbetreiber des Viktualienmarktes sprachen sich vor kurzem ebenso vehement gegen diese Pläne aus wie der BA1 Altstadt-Lehel.
Nun soll am kommenden Mittwoch, den 11. November 2015, entschieden werden. Geht es nach dem Willen von CSU und SPD, werden RadfahrerInnen und ÖPNV-NutzerInnen dann vom Marienplatz ausgesperrt. Andreas Schuster von Green City e.V. sagt dazu: „Damit werden zwei wichtige Gruppen des nachhaltigen Umweltverbundes von der zentralen Nord-Süd-Querung ausgeschlossen. Der 52er Bus hat eine wichtige Erschließungsfunktion für die Stadtteile Au, Giesing und Thalkirchen. Zudem stellt er die direkte Anbindung an den Tierpark Hellabrunn dar. Auch im Hinblick auf das Parkplatzchaos rund um den Tierpark ist es unverantwortlich, die vorhandene und beliebte Umsteigeverbindung am Marienplatz zu kappen.“
Eine Chance für die umstrittene Situation sieht Schuster durch die Baustelle des Hugendubel-Hauses am Marienplatz: „Die weiträumigen Umbaumaßnahmen schaffen erst einmal Tatsachen, da aus Sicherheitsgründen RadfahrerInnen, Busse und Taxen für die Bauzeit von mindestens zwei Jahren den Marienplatz umfahren müssen. Diese Zeit kann genutzt werden, um die Umgehungsroute zu ertüchtigen, einzelne Problemstellen zu beseitigen und die Entwicklung der Verkehrsflüsse zu beobachten.“ Derzeit können weder BefürworterInnen noch GegnerInnen der einzelnen Alternativen mit Sicherheit sagen, wie sich die Verkehre entwickeln werden. Schuster weiter: „ Mit diesen Ergebnissen kann in zwei Jahren auf der Grundlage wirklicher Erkenntnisse das weitere Vorgehen abgestimmt werden. Alles andere ist Aktionismus und Glaskugellesen. Es wäre ein großer Gewinn für die Münchner Verkehrspolitik, hier einen mutigen Pilotversuch zu wagen und sich besonnen auf die beste Alternative zu einigen.“