FNY Festival : Der Visionär, der Diplomat, der Family & Business-Man

Quelle: Veranstallter

„Super Paper“-Macher Hubertus Becker, Veranstalter Marc Meden (Elli Disco), DJ und „Mjunik Disco“- Koryphäe Mirko Hecktor sind die kreativen Köpfe hinter dem FNY Festival im Werksviertel Mitte. Seit Jahren prägen sie die hiesige Szene mit ihren Veranstaltungskonzepten und lassen nun mit dem FNY Festival weit über die Stadtgrenzen hinaus aufhorchen
Ein zehntägiges Open Air-Festival mit mehr als 100 Künstlern? Organisiert in vier Monaten?

Man muss schon wahnsinnig oder genial sein, um sich darauf einzulassen. Oder beides ein
bisschen. Wer im Münchner Nachtleben unterwegs ist, der kennt Hubertus Becker, Marc
Meden und Mirko Hecktor natürlich. Hubertus Becker produziert das künstlerisch wertvolle Stadtmagazin „Super Paper“, Marc Meden ließ zuletzt mit der Elli Disco aufhorchen und DJ Mirko Hecktor hat mit „Mjunik Disco“ die wohl spannendste Anthologie des Münchner Nachtlebens aufgelegt, in der Feierstunden von 1946 bis in die Neuzeit dokumentiert sind.

Bittet man die drei einander kurz zu porträtieren, ergibt sich folgendes Bild: Hubertus Becker ist Family und Business Man gleichermaßen, sehr loyal und ein guter DJ, obwohl er diese Kunst vor fünf Jahren an den Nagel gehängt hat. Marc Meden ist offenherzig, ein Fantast und Visionär, ein Spinner im positiven Sinn. Und sonst eher gemütlich. Mirko Hecktor gilt als Diplomat der Runde, der Kommunikative, der fürs Überzeugen und Vermitteln zwischen den Fronten zuständig ist.

Immer mal wieder haben die drei in der Vergangenheit Projekte zusammen gemacht.
„Allerdings noch nie in dieser Dreier-Konstellation.“, sagt Mirko Hecktor. Genau das wird nun erstmal beim FNY Festival der Fall sein. Wie das kam? „Wir wurden im Frühjahr gefragt, ob wir nicht das WERK7 im Werksviertel Mitte mit Veranstaltungen bespielen wollen. Es hieß,wir könnten da machen, was wir wollen.“ Ein verlockendes Angebot. Also haben die drei sich das Gelände angeschaut und sich Gedanken gemacht. Das WERK7 ist es dann jedoch nicht geworden, dort ist nämlich ab Januar die Musicaladaption des Kinoerfolgs „Fack Ju Göthe.“zu Hause. „Aber es gab da dieses Baufeld des neuen Konzerthauses, das Ende des Sommers für zwei Wochen frei werden würde.“ Wenig später war die Idee des FNY Festivals geboren.

„Anfangs dachten wir, wir spielen nur ein Wochenende.“, sagt Marc Meden. Aber dann kam die Zusage für den Bau einer kubik Installation auf dem Baufeld. Dabei handelt es sich um ein geniales Outdoor-Club-Konzept. Mehr als 270 Wassertanks werden dafür zu einer riesigen Lichtrauminstallation verbaut, die die Musik von der Bühne in Bilder übersetzt. Wer Musik einmal in einem kubik erlebt hat, wird das nie vergessen. Marc Meden kennt den kubik aus Barcelona, wo er den Betrieb der kubik Installation organisierte. „Seit zehn Jahren versuche ich schon einen kubik nach München zu bekommen.“ Doch wo in München kann man schon bis spät in die Nacht Open Air Musik spielen? Für einen kubik ist das die Grundvoraussetzung. Jetzt geht Medens Traum endlich in Erfüllung. Und wo die Lichtinstallation schon einmal steht und man das Baufeld des Konzertsaals ohnehin für zwei Wochen belegen konnte, wurde das FNY Festival kurzerhand auf zehn Tage ausgedehnt.

Beim Booking arbeiteten die drei mit Nick Slingerland zusammen, dem Chefbooker des
Kater Blau in Berlin. Dort legt seit Jahren die Crème de la Crème der Elektroszene auf. Und tatsächlich: So nach und nach trudelten auch die ersten Zusagen von Musikern ein. Seth Troxler, Marshall Jefferson, Martin Buttrich … und mit jeder namhaften Zusage mehr, war es leichter weitere Top-Acts zu überzeugen. Das Ergebnis? Ist ein Festival, das in der gleichen Liga spielt wie das Field Maneuvers in England oder das Nachtdigital Festival in Sachsen.

„So etwas wie das FNY Festival hat es in München noch nicht gegeben. Die meisten
Festivals in der Stadt dauern einen Tag, da spielen vielleicht fünf oder sechs Acts. Auf dem
FNY Festival werden mehr als 80 Musiker auftreten.“ Wann immer die drei mit Agenten oder Booking-Agenturen redeten, hörten sie am anderen Ende der Leitung oft „Wow, what a lineup!“.

Nur um große Namen geht es den Meden, Becker und Hecktor aber nicht. „Wir wollen die
Leute ja nicht einfach nur mit Klopfmucke beschallen. Wir verfolgen mit unseren Projekten schon auch einen Bildungsansatz“, erklärt Mirko Hecktor. Und so wird stundenlang über die Programmierung der Künstler diskutiert. Zuerst kommt vielleicht der mainstreamige Act, den alle mögen. Dann vielleicht einer, der etwas ähnlich klingt. Und dann kommt ein Künstler, der ganz anders unterwegs ist. „Wir wollen die Leute mit auf eine Reise nehmen. Ihren Horizont erweitern. Und zu Musik hinführen, die sie vorher sonst nicht gehört hätten.“

Ganz bewusst haben die drei das FNY Festival auch mit Kunstaustellungen und
Performances verknüpft. Auch hier spielten ihnen die Gegebenheiten im Werksviertel Mitte in die Karten. Mit der whiteBOX gibt es bereits etwa eine Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst, in der nun in der Festivalzeit die Virtual Reality-Ausstellung „UNCANNY CONDITIONS“ zu sehen ist. Einige Arbeiten daraus wurden auch schon im MOMA PS1 in New York gezeigt. „Es wäre toll, wenn sich die Leute auf dem Gelände verlieren, treiben lassen und plötzlich in einer Kunstausstellung stehen, die sie sonst nie gesehen hätten.“ Überhaupt haben sich die drei mittlerweile auch ein bisschen ins neue Werksviertel Mitte und den hier laufenden Transformationsprozess verguckt. In dem ehemaligen Industrieareal werden alte Gebäude umfunktioniert und neue wie der Konzertsaal gebaut. Es gibt Ateliers für Künstler, Räume für soziale Projekte und Start-ups, Loft-Büros für Kreative.

Diese heterogene Mischung soll ganz bewusst Reibung erzeugen und Energien im Viertel
freisetzen. Ein Plan, der Hecktor, Meden und Becker gut gefällt: „Die softe Umgestaltung
eines Stadtviertels über Jahre hinweg ist viel spannender als ein Neubau nach dem Motto
,Zack! Bum! Alles steht!‘. Uns gefällt die Offenheit hier im Werksviertel Mitte. Als das alles
entworfen wurde, waren wir zum Beispiel gar nicht geplant. Aber jetzt gibt es uns. Und wer weiß, was hier noch alles passieren kann.“