Faultier-Nachwuchs in Hellabrunn

Quelle: Michael Matziol

Man muss schon etwas Glück haben, um das kleine Jungtier mit den braunen Knopfaugen zu entdecken: Hoch oben im Baum mitten im Nashornhaus kuschelt es sich ganz geschützt an Faultier-Mama Maya – es ist ihr erster Nachwuchs. Vater ist das 26-jährige Faultier-Männchen Heinz.
Seit wenigen Wochen gibt es nach vier Jahren wieder Nachwuchs bei den Hellabrunner Zweifinger-Faultieren. Das Jungtier, welches am 18. Juni 2018 geboren wurde, ist allerdings nicht leicht zu finden: Oft liegt es ganz dicht an Mamas Bauch gekuschelt und schläft – wie bei Faultieren üblich. Denn die ursprünglich in Mittel- und Südamerika heimischen Tiere schlafen in der Regel zwischen 15 und 20 Stunden am Tag. Bedenkt man, dass Faultiere bis zu 40 Jahre alt werden können, verschlafen sie knapp 34 Jahre ihres Lebens.

Sind die Hellabrunner Faultiere jedoch aktiv, können die Besucher auch einen Blick auf das Jungtier erhaschen – denn es wird von Tag zu Tag lebendiger. Mit rund fünf Wochen nimmt es zum Teil schon feste Nahrung zu sich und mit drei bis fünf Monaten wird es sich dann auch selbstständig in seiner Umgebung bewegen. In der Natur leben Faultiere etwa ein bis zwei Jahre bei ihren Eltern. Die Weibchen werden bereits mit drei Jahren geschlechtsreif, die Männchen erst mit vier bis fünf Jahren.

Ob das Hellabrunner Faultier-Baby ein Weibchen oder ein Männchen ist, steht noch nicht fest. „Die Geschlechtsbestimmung bei Faultieren ist an äußerlichen Merkmalen kaum festzumachen. So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir das Geschlecht des Jungtieres wissen“, erklärt der zuständige Kurator für Faultiere in Hellabrunn, Carsten Zehrer. Dementsprechend gibt es auch noch keinen Namen für den Nachwuchs.

Zweifinger-Faultiere sind Bewohner der Regenwälder und leiden, wie viele andere Tiere und Pflanzen, an deren Abholzung und dem damit verbundenen Verlust ihres Lebensraumes. Zwar ist die Lebensweise von Faultieren nur unzureichend erforscht, jedoch weiß man, dass sie nahezu ihr gesamtes Leben an Ästen hängend in Bäumen verbringen. Faultiere sind Energiesparer – aufgrund des geringen Nährwerts ihrer Nahrung bewegen sie sich nur sehr langsam und sehr wenig. Allerdings sind Faultiere gute Schwimmer, sofern sie einmal mit Wasser in Berührung kommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Säugetieren, die ihren Scheitel auf dem Kopf oder Rücken tragen, haben Faultiere diesen auf dem Bauch. Da sie meistens kopfüber an Ästen hängen, läuft so bei Regen das Wasser besser ab.

Die Kindererziehung ist bei Faultieren Aufgabe der Mutter, jedoch muss das männliche Tier nicht vom Nachwuchs getrennt werden. So können die Besucher die gesamte Faultier-Familie jederzeit im Nashornhaus besuchen.