Fahrgastinformation & Infotainment in der U-Bahn:

Quelle: SWM/MVG
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MVG und Münchner Fenster gehen auf Sendung, Pressefahrt mit Andreas Orth, Geschäftsführer der mc R&D GmbH (Münchner Fenster) und MVG-Chef Herbert König
Im Münchner Untergrund beginnt ein neues Informationszeitalter: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) startet Europas modernstes Fahrgastinformations- und Infotainmentsystem in der U-Bahn. Das neue Angebot – oft verkürzt als „U-Bahn-Fernsehen“ bezeichnet – schließt Informationslücken während der Fahrt, macht die Nutzung der U-Bahn durch einen kurzweiligen Mix aus Nachrichten und Unterhaltung noch attraktiver und steigert damit die Qualität des MVG-Angebots.Klare Linie: Links MVG-Fahrgastinformation, rechts Infotainment
Eine klare Trennung der Inhalte durch zwei Bildschirme (Doppelmonitore) kennzeichnet und unterscheidet das MVG-Projekt von anderen. Der jeweils linke Monitor ist ausschließlich für Fahrgastinformationen der MVG reserviert, der rechte Bildschirm für das Infotainment.

Der linke Monitor für die MVG-Fahrgastinformation zeigt ausschließlich fahrt-bezogene Hinweise an. Dazu zählen der Linienverlauf mit Endstation, die nächste Haltestelle mit Umsteigemöglichkeiten, die Ausstiegsseite und die Uhrzeit. Darüber hinaus werden mit zunehmendem Netzausbau dynamische Daten angezeigt, nämlich minutengenaue Echtzeitinformationen über Anschlussmöglichkeiten an der jeweils nächsten Haltestelle. Man weiß also künftig schon bei Annäherung an den nächsten Umsteigebahnhof: Ist mein Anschlussbus oder die Tram pünktlich? Wie viele Minuten habe ich zum Umsteigen? Kann ich noch etwas im Shop mitnehmen? Diese Live-Daten kommen direkt aus den MVG-Betriebsleitsystemen. Bei Bedarf kann das MVG-Betriebszentrum außerdem eine Tickerzeile mit aktuellen Informationen aus dem laufenden Betrieb einblenden. Diesen Service kennen die Fahrgäste bereits von den elektronischen Zugzielanzeigern an den U-Bahnsteigen.

  • Der rechte Monitor für das Info-tainment zeigt einen bunten Mix
    aus tagesaktuellen Nachrichten,Service, Unterhaltung und Werbung – in HD-Qualität. Das 15-minütige Programm besteht zu mindestens 80 Prozent (ca. 12 Minuten) aus redaktionellem Inhalt und bis zu 20 Prozent aus Werbung (ca. 3 Minuten) – und wird

    Quelle: SWM/MVG
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    • mehrmals täglich aktualisiert. 15 Prozent der Sendezeit füllt die MVG mit aktuellen ÖPNV-bezogenen Informationen (Fahrplanänderungen, Sonderverkehre, Baustelleninfos, besondere Tarifan-gebote usw.). Dies entspricht gut 2 Minuten pro Sendeschleife. Nachrichten werden etwa 5 Minuten einnehmen, ebenso Veranstaltungstipps undMaga-zinbeiträge. Die inhaltliche Ausrichtung und Gewichtung der Themen orientiert sich an den Interessen der Münchner Fahrgäste. Nachrichten aus München, Deutschland und der Welt, lokale Veranstaltungstipps und Münchner Themen werden daher breiten Raum einnehmen.Renommierte Partner für das Infotainment
      • Die Inhalte für die Infotainment-Seite des Fahrgastinformations- und Infotainmentsystems liefert ein privater Betreiber, die mc R&D GmbH. Dieser erfahrene und leistungsstarke Anbieter aus Berlin wurde im Rahmen eines Interessenbekun-dungsverfahrens unter neun Interessenten ausgewählt. Er wird das Infotainment-Programm unter dem Namen Münchner Fenster als eigenständiges Medium mit hoher lokaler Kompetenz führen und selbst vermarkten. Zu diesem Zweck wurde in München eine eigene Niederlassung gegründet. Um eine hohe Qualität der redaktionellen Inhalte sicherzustellen, arbeitet das Münchner Fenster auch mit füh-renden regionalen und überregionalen Nachrichtenanbietern wie der Süddeut-schen Zeitung und dem Bayerischen Rundfunk zusammen. Darüber hinaus bietet das Medium eigene Formate wie etwa das Kinomagazin „Cineline“ an.
        Quelle: SWM/MVG
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        Die MVG hatte das neue System bereits 2010 – und damit noch vor Beginn des Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahrens – erstmals vorgestellt. Dass seitdem rund drei Jahre Zeit verstrichen sind, ist unter anderem auf das aufwendige Ausschrei-bungsverfahren für die erforderliche technische Ausrüstung, die zwischenzeitlich aufgetretenen (und nun behobenen) Serienschäden bei der U-Bahn (mit der Folge temporär fehlender Werkstatt-Kapazitäten zur Ausrüstung der Wagen) und das anspruchsvolle Genehmigungsverfahren bei der Technischen Auf-sichtsbehörde (TAB) zurückzuführen. Dabei war unter anderem nachzuweisen, dass sich die neuen Systemkomponenten in den U-Bahnzügen und im Bereich der Infrastruktur nicht auf die bestehende Fahrzeug- und Streckentechnik auswirken.

        U-Bahn: 600 Wagen in 3 Jahren
        Bei der U-Bahn sind aktuell 15 Doppeltriebwagen (30 Einzelwagen) mit insgesamt 240 Bildschirmen ausgestattet, die in den nächsten Tagen im Betrieb gehen. Nachdem die TAB grünes Licht für den Start des neuen Systems gegeben hat, kann die Ausrüstung weiterer U-Bahnwagen nun umgehend aufgenommen wer-den. Dabei sollen sämtliche Wagen nachgerüstet werden, die noch mindestens 10 Jahre in Betrieb bleiben. Die 21 neuen C2-Züge, die bis 2015 komplett ausgeliefert werden, werden bereits ab Werk mit dem Info-System ausgerüstet. Perspektivisch geht es um insgesamt ca. 600 Wagen mit rund 4.000 Bildschirmen (2.000 Doppelmonitore). Die MVG geht davon aus, dass die Ausrüstung insgesamt ca. drei Jahre beanspruchen wird. Die Züge stehen nur begrenzt für Umbauten in der Werkstatt zur Verfügung, weil sie täglich in den Fahrgastbetrieb müssen. Jeder Wagen bzw. Wagenteil erhält vier 18,5 Zoll große Doppelbildschirme, wobei immer zwei Doppelbildschirme in einem Korpus „Rücken an Rücken“ gemeinsam angeordnet werden. Anzahl und Standorte der Bildschirme wurden so ausgewählt, dass die Einheiten von möglichst vielen Plätzen aus sichtbar sind, sich aber nicht aufdrängen. Auf einen Ton für das Programm wird bewusst verzichtet. Jedoch ermöglicht das System künftig auch in den älteren Zügen eine automatische Hal-testellenansage, wie sie die Kunden bereits aus Bus, Tram und C1-Zügen kennen.

        Vollausstattung auch bei der Tram
        Bei der Trambahn werden ebenfalls alle modernen Züge mit Monitoren für das neue System ausgestattet. Jedes Wagenteil soll jeweils eine Einheit mit zwei wie bei der U-Bahn angeordneten Doppelbildschirmen (12 Zoll) bekommen. Die drei-teiligen R2-Züge werden also mit 6 Doppelbildschirmen in drei Einheiten ausge-stattet, die vierteiligen R3-Züge mit 8 Doppelmonitoren in 4 Einheiten. Bei der Va-riobahn sind bereits ab Werk 8 Doppelmonitore eingebaut, ebenso beim Avenio. Derzeit liegt die Ausstattungsquote mit Monitoren bereits bei etwa 65 Prozent. Geplant sind in der Tramflotte insgesamt rund 1.500 Bildschirme (750 Doppelmonitore).

        Datenübertragung in die Fahrzeuge per Funk
        Technisch realisiert wird die Überspielung der Fahrgastinformation und der Infotainmentinhalte auf die Fahrzeuge bei der U-Bahn durch ein neues Datenfunk-übertragungssystem, das parallel zur Nachrüstung der Züge aufgebaut wird. Derzeit sind im Münchner U-Bahnnetz bereits 35 so genannte Access Points, zu Deutsch sinngemäß „Datentankstellen“ für das Infotainment installiert; gegen Ende des Jahres werden es 50 sein. Diese sind an Endbahnhöfen, in Wendeanlagen sowie zunächst entlang der U3 und U6 zusätzlich im Innenstadtbereich installiert. Damit ist es ab heute möglich, auf allen U-Bahnlinien entsprechend dem Ausrüstungsstand der Wagen den Linienverlauf (auf dem linken Bildschirm) sowie das Infotainmentprogramm des Münchner Fensters (rechter Bildschirm) zu zeigen. Bei der U3 und der U6 wird zusätzlich auch bereits die zweite Ausbaustufe, nämlich die Anzeige der Anschlüsse an wichtigen Umsteigehaltestellen in Echtzeit, realisiert. Auf diesen beiden Linien wird daher in der Anfangszeit der Einsatzschwer-punkt liegen. Im kommenden Jahr sollen weitere rund 150 Access Points installiert werden, so dass dann bereits 200 „Datentankstellen“ bestehen, was der Hälfte der insgesamt geplanten 400 entspricht. Mit diesem Ausbau wächst dann Zug um Zug die Zahl der Umsteigebahnhöfe mit Anschlussinformationen; außerdem kann das Programm des Münchner Fensters in immer kürzeren Abständen aktualisiert werden. Bei der Tram wird derzeit eine Lösung über UMTS vorbereitet, 2014 soll dort der Sendestart sein.

        Werbeeinnahmen fließen auch in ÖPNV-Angebot
        Die Kosten für das Projekt liegen bei ca. 6,5 Millionen Euro, vorwiegend für die technische Ausrüstung der Fahrzeuge mit Bildschirmen. Für das Infotainment fallen auf Seiten von SWM/MVG keine Kosten an – im Gegenteil: SWM/MVG werden an den Einnahmen aus der Werbung beteiligt; sie erhalten eine Pachtgebühr und sind am Umsatz des „Münchner Fensters“ beteiligt. Dies bedeutet: Das neue Medium leistet einen Deckungsbeitrag für den ÖPNV bzw. die verbesserte Fahrgast-information.

        Quelle: SWM/MVG
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        Quantensprung in der Kundeninformation
        MVG-Chef Herbert König: „Der Start unseres neuen Fahrgastinformations- und Infotainment-Systems war keine leichte Geburt. Aber jetzt sind wir stolz, dass es endlich losgeht und wir unse-ren Fahrgästen eine nicht nur zeitgemäße, sondern innovative Fahrgastinformation bieten können. Dazu zählt zum einen die dynamische Komponen-te mit Echtzeitauskünften zu Umsteigebeziehungen und bei Bedarf Tickermeldun-gen. Zum anderen können wir unseren Kunden nun auch in den älteren Zügen automatische Haltestellen-Ansagen anbieten, was insbesondere die Touristen schätzen. Möglich macht dies der neue Bordrechner in den Zügen, der auch das Fahrgast-Fernsehen steuert. Durch die Kooperation mit dem Münchner Fenster erreichen wir außerdem eine hohe Qualität beim Infotainment-Programm. Die Redaktion des Münchner Fahrgast-Fernsehens wird dafür sorgen, dass das Infotainment den Nerv der Münchner U-Bahnfahrgäste trifft. Last but not least: Im Rahmen unseres redaktionellen Anteils an der Sendeschleife des Infotainments können wir unsere Fahrgäste künftig extrem aktuell über Veränderungen wie Fahrplanänderungen, neue Fahrten, Baustellen, Umleitungen, neue Tarifangebote oder auch über Projekte, Planungen etc. informieren. Dafür haben wir ein eigenes Infoteam aufgebaut, das künftig diese MVG-Inhalte für die Fahrgäste kontinuierlich gestalten wird. Das ist alles in allem ein echter Quantensprung in der Kundenin-formation im ÖPNV!“

        Andreas Orth, Geschäftsführer der mc R&D GmbH: „Wir freuen uns, dass wir jetzt mit dem Münchner Fenster an den Start gehen können. Mit der technischen und inhaltlichen Qualität unseres Programms wollen wir zum unverzichtbaren Begleiter der Fahrgäste der MVG werden.“

        In Berlin hat sich Fahrgast-Fernsehen in der U-Bahn längst durchgesetzt und er-freut sich allgemeiner Beliebtheit: Laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest erhält das Schwesterprogramm Berliner Fenster Zustimmungswerte von 82 Prozent und analog zum Schulnotensystem Bewertungen von 1,2 bis 1,9.