Es läuft nicht rund in München: Umwelt- und Verkehrsverbände fordern 10-Punkte-Plan für nachhaltige und soziale Mobilität

Die Umweltschutzorganisation Green City e.V., der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club München e.V., der Bund Naturschutz München e.V., der Verkehrsclub Deutschland München e.V., der FUSS e.V. und der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr fordern Oberbürgermeister Dieter Reiter und den Münchner Stadtrat auf, nachhaltige und soziale Mobilität intensiv zu fördern.
München wächst. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln ziehen bis 2030 400.000 Personen in das Stadtgebiet und die verdichteten Umlandkreise. München ist bereits heute die am dichtesten besiedelte Stadt Deutschlands. „Wir fordern deshalb, Straßenräume als letzte große Flächenreserven der Stadt platzsparend für Öffentlichen Nahverkehr, Fuß- und Radverkehr zu nutzen“, sagt der Initiator des 10-Punkte-Plans, der Geograph Dr. Michael Droß. Diese Umnutzung schafft Raum für mehr Grün und vielerlei Aktivitäten im Straßenraum.

Wolfram Liebscher vom Verkehrsclub Deutschland will das Angebot der Stadt mit einer bezahlbaren Mobilitätskarte verbessern. Vorbild ist Wien, wo die Jahreskarte nur einen Euro pro Tag kostet. Für einen weiteren Euro pro Monat erhalten die Wienerinnen und Wiener freie Parkhausstellplätze, kostenlosen Strom für Elektromobilität und Zugang zum Fahrradverleihsystem der Stadt.

Andreas Schuster von Green City fordert die Stadt auf, KFZ-Stellplätze radikal um jährlich fünf Prozent zu reduzieren und damit auf öffentlichem Grund Platz für die Münchner Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Tokio macht vor, wie es funktioniert: Dort bekommen nur die Einwohnerinnen und Einwohner ein Auto, die auch einen Stellplatz auf privatem Grund nachweisen können.

Auch im Fußverkehr hat München Nachholbedarf. Der Stadt fehlt ein Fußgängerleitsystem. Paul Bickelbacher vom Fuss e.V. möchte für die Fußgängerinnen und Fußgänger gut lesbare Schilder einrichten, die sich in das Münchner Stadtbild einfügen und die Orientierung erleichtern. London macht es vor, München hinkt hinterher.

Mit Radschnellwegen und Vorrangrouten will Martin Glas vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Bewegung in den Umweltverbund bringen. Schnell, kostengünstig und gesund: Radverkehr ist ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger und sozialer Mobilität in München. Kopenhagen fährt hier vorneweg. In der dänischen Hauptstadt befinden sich sechsundzwanzig Rad-Highways mit einer Gesamtlänge von 300 Kilometern in Betrieb, Bau oder Planung.

Dominik Lypp vom Bund Naturschutz München fordert den Stadtrat und den Oberbürgermeister auf, unkonventionelle und unbürokratische Wege für eine umwelt- und menschenfreundliche Mobilität zu gehen. New York macht es vor: Dort hat man sich getraut und den Times Square erst versuchsweise und dann dauerhaft zu einer Fußgängerzone umgestaltet. Wie der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg könnte sich auch Dieter Reiter viel nationale und internationale Anerkennung für ein autofreies Stadtzentrum sichern.

Über 300.000 Pendler verstopfen täglich die Straßen in München und dem Umland. Um diese Pendlerströme umweltfreundlich und platzsparend abzuwickeln, fordert Berthold Maier vom Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr eine Stadt-Umland-Bahn. Diese soll an das bestehende Trambahnnetz angeschlossen werden.

Damit diese Schritte gelingen können, fordern die Verbände die Einrichtung einer Stabsstelle Umweltverbund im Büro des Oberbürgermeisters, die den Öffentlichen Nahverkehr, Fuß- und Radverkehr koordiniert und fördert.