Die richtige Reifengröße allein genügt nicht

Symbolbild Quelle: Foto: TÜV SÜD

„Schneeketten bringen einen dann noch vorwärts, wenn selbst mit guten Winterreifen nichts mehr geht“, weiß Georg Pankratz von TÜV SÜD in München, und so mancher Wintersportler wird seine Erfahrungen bestätigen. Die Traktionshilfen aus Stahl haben sich jedoch ebenso wie die Automobiltechnik in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt und nicht jeder Kettentyp passt zu jedem Auto und Antriebskonzept. Angesichts der Vielfalt resignieren viele Autofahrer schon beim Kettenkauf. Dass Betriebsanleitungen das Thema oft stiefmütterlich behandeln, kommt erschwerend hinzu. „Gute Hinweise geben Fachwerkstätten sowie die Internetseiten renommierter Kettenhersteller“, schildert Pankratz seine Erfahrungen.

Auf Fahrzeuge mit Frontantrieb und verhältnismäßig schmalen Reifen lassen sich Seilketten mit vertretbarem Aufwand montieren. Diese günstigste Variante wird häufig auch als Standmontagekette bezeichnet. Schon bei breiteren Pneus wird es für die Hände in den Radkästen eng. Für breitere Gummis sind daher die etwas teureren Bügelketten besser geeignet. Dort hilft ein Federstahlbügel dem Schneekettenanwender, der dadurch nicht so weit auf Laufflächen und überhaupt nicht hinter die Reifen greifen muss. „Schnellmontagesysteme, die sich beim Anfahren automatisch aufziehen, sind universell einsetzbar. Sie haben zudem keine Teile an der Innenseite des Rads und passen deshalb auch in engste Radkästen. Diese aufwendigen und teuren Modelle bieten bei extremen Schneeverhältnissen allerdings nicht ganz die Traktion der anderen Bauformen“, so der TÜV SÜD-Fachmann.

Besitzt das Fahrzeug Hinterradantrieb, dann sind erfahrungsgemäß die hinteren Radkästen in aller Regel sehr eng. Für die Montage tief hineinzugreifen, ist zumindest eine schmutzige, wenn nicht sogar unmögliche Sache. Bügelketten lassen das Kettennetz von allein hinter das Rad schnappen und stellen in der Praxis die Mindestanforderung für eine Schneekette bei Heckantriebsfahrzeugen dar. Natürlich sind auch wieder selbstaufziehende Schnellmontagesysteme geeignet.

Bei Allradfahrzeugen kommt es darauf an, auf welcher Achse die Hauptantriebskraft übertragen wird. Zu diesem Punkt unbedingt die Betriebsanleitung lesen. Je nachdem, welche Räder überwiegend die Kraft übertragen, gelten die Tipps für Front- und Heckantrieb. „Die Fahrzeughersteller legen fest, welche Achsen mit Schneeketten bespannt werden dürfen“, erläutert Pankratz, „in der Regel ist es nur die Hauptantriebsachse“.

Größe: Die Reifendimension der verwendeten Winterreifen muss exakt auf der Kettenverpackung stehen. „195/65-15 ist da etwas anderes als 195/60-15“, betont Pankratz. Mancher Autofahrer ist verwirrt, weil auf der Verpackung dann noch etliche andere Größen stehen. Der Grund: Das Verhältnis von Höhe, Breite und Felgendurchmesser ist für die Größe des Kettennetzes ausschlaggebend. „Und die ist für 195/65-15 beispielsweise die gleiche wie Reifen der Größe 205/55-16 oder 205/50-17“, verdeutlich der TÜV SÜD-Fachmann. Das heißt aber nicht, dass die gleiche Kette zur Dimension 205/55-15 passen würde.

Ein bewährter Ratschlag ist, die Montage schon mal in einer ruhigen Stunde daheim zu üben. „Bei Schnellmontagesystemen kommt noch ein wichtiger Punkt hinzu“, ergänzt Georg Pankratz: „Sie brauchen oft einen Adapter, der auf einer Radschraube angebracht sein muss. Dies sollte tunlichst vor dem ersten Einsatz geschehen, am besten schon bei der Umrüstung auf Winterreifen.“