
Im Schuljahr 2022/2023 waren in der Landeshauptstadt München und im Landkreis München 31 Verkehrserzieherinnen und Verkehrserzieher sowie eine Verkehrsdienstkraft in 15 Teams der Jugendverkehrsschule eingesetzt.
16.006 Schülerinnen und Schüler (Stadt: 12.478, Landkreis: 3.528) nahmen im Schuljahr 2022/2023 an der Jugendverkehrsschule teil.
13.890 Schülerinnen und Schüler, das sind 86,78% (Stadt: 10.683, Landkreis: 3.207), haben die theoretische sowie praktische Prüfung bestanden und den begehrten „Fahrradführerschein“ erhalten.
An den von den Verkehrserzieherinnen und Verkehrserziehern durchgeführten Unterrichtseinheiten zum „Toten Winkel“ am Lkw nahmen 224 Schulen mit 691 Klassen mit insgesamt 14.587 Kindern teil.
Üblicher Ablauf und Inhalte der Radfahrausbildung in den 4. Klassen der Grundschulen und 5. Klassen der Förderschulen:
Die praktische Ausbildung in den Jugendverkehrsschulen umfasst, einschließlich der Prüfungseinheit, vier Übungseinheiten im Schonraum (in der Regel Verkehrsparcours im Pausenhof) und eine Übungseinheit im öffentlichen Straßenverkehr („Realverkehr“). Die Teilnahme an der Übungseinheit im „Realverkehr“ setzt grundsätzlich das Bestehen der theoretischen und praktischen Radfahrprüfung voraus.
Schwerpunkte der praktischen Ausbildung sind das Wissen, Können und Verstehen der Vorfahrtsregel „rechts vor links“, der Vorfahrtsregelungen durch Verkehrszeichen und Ampeln, des Linksabbiegen und das Vorbeifahren an Hindernissen.
Das Erkennen und Vermeiden des “Toten Winkel“ ist ein weiterer Schwerpunkt der Ausbildung. Der „Tote Winkel“ ist der Gefahrenbereich vor, seitlich und hinter einem LKW, der vom Fahrer nicht mit den Fahrzeugspiegeln eingesehen werden kann. Die Schülerinnen und Schüler können bei der praktischen Ausbildung einzeln auf dem Fahrersitz eines Lkw Platz nehmen und so wie ein Fahrzeugführer das Verschwinden einer ganzen Klasse im „Toten Winkel“ mitverfolgen. Im Anschluss daran werden den Kindern Möglichkeiten gezeigt, wie sie die Gefahrensituationen erkennen und durch umsichtiges Verhalten meistern können.
Parallel zu den praktischen Übungen lernen die Kinder von der jeweiligen Lehrkraft die Theorie der Verkehrsregeln, die abschließend mit einem Testbogens mit 20 Fragen abgefragt wird.
Nach bestandener theoretischer und praktischer Prüfung erhält jedes Kind eine Urkunde, einen Prüfungsausweis für Radfahrer, einen Fahrradwimpel und einen Aufkleber mit dem Zertifikat „Geprüfter Radfahrer“ ausgehändigt.
Mit dem „Fahrradführerschein“ in der Tasche findet nun die Übungseinheit im öffentlichen Straßenverkehr, der sogenannte „Realverkehr“, in Begleitung der Verkehrserzieher*innen der Polizei und der Lehrkräfte statt. Hier wenden die Kinder ihr Wissen in der Verkehrsrealität an. In Kleingruppen von 3 – 5 Schülern wird eine vorher festgelegte Strecke im näheren Schulumfeld gefahren. Die Fahrzeit beträgt ca. 20 – 30 Minuten pro Gruppe. Die Kinder fahren mit ihren eigenen Fahrrädern, die vorher auf Verkehrssicherheit überprüft wurden. Wie auf dem Schulhof wird natürlich auch im Straßenverkehr nur mit Helm gefahren.
Von den 13.890 Kindern, welche die theoretische und praktische Prüfung bestanden und somit die Voraussetzung zur Teilnahme am „Realverkehr“ erfüllt haben, haben 9.656 Schülerinnen und Schüler, d.h. 69,52% teilgenommen. Die Durchführung der Radfahrausbildung im Realverkehr ist abhängig von den jeweiligen Witterungsbedingungen. Starker Regen, Schneefall und Glatteisgefahr sind vor allem am Ende der Herbstrunde und zu Beginn der Frühjahrsrunde ein Grund dafür, dass die Termine im Realverkehr nicht durchgeführt werden konnten. Ein Nachholen ausgefallener Realverkehrstermine ist wegen der engen Terminfolge in den meisten Fällen nicht möglich.
Nach erfolgreicher Teilnahme an der Jugendverkehrsschule verfügen die jungen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer nicht nur über ein grundlegendes Regelwissen im Sinne der Straßenverkehrsordnung, sondern auch über eine praktische Ausbildung, die sie befähigt, sich eigenverantwortlich und verkehrsgerecht zu verhalten.
Die Kinder brauchen aber auch weiterhin die Unterstützung der Eltern und aller anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Daher unsere Bitte:
Seien Sie den Kindern stets ein positives Vorbild und festigen Sie so das Vertrauen in das Gelernte!
Beachten Sie immer die Verkehrsregeln, fahren Sie vorausschauend und defensiv und tragen Sie beim Radfahren zu Ihrer eigenen Sicherheit einen geeigneten und passenden Fahrradhelm!
Stichwort „Ablenkung“: Seien Sie auch hier ein positives Vorbild und verzichten Sie auf die Nutzung Ihres Smartphones im Straßenverkehr!
Bitte weisen auch Sie Ihre Kinder immer wieder auf die Gefahren des „toten Winkels“ im Sinne von „sehen und gesehen werden“ hin. Wenn auch nur der geringste Zweifel besteht, dass mich der Fahrer eines abbiegenden PKW oder LKW sieht, verzichte ich auf die Vorfahrt und warte in sicherem Abstand!
Insbesondere die Zahlen der Schulwegunfälle 2022 (siehe Sicherheitsreport 2022 des PP München) zeigen eindringlich, wie gefährdet Kinder als Radfahrer im öffentlichen Straßenverkehr sind und welche Rücksichtnahme von Erwachsenen gefordert ist. Von 87 verletzten Schulkindern im Alter von 6 bis 14 Jahren verunglückten 63 oder 72,4% als Radfahrer.