Deutsches Museum: On Air: „Radio Eule“

Quelle: Deutsches Museum

Das Deutsche Museum betreibt auf 1500 kHz einen eigenen Mittelwellensender – ein Exponat mit großem Potenzial, um die Grundlagen des Rundfunks zu vermitteln

Es gibt nichts zu sehen – aber etwas zu hören! Das Deutsche Museum sendet „Radio Eule“ auf 1500 kHz Mittelwelle. Das Exponat würdigt eine technische Erfindung, die maßgeblichen Einfluss auf die moderne Kommunikation hatte. „Mit ‚Radio Eule‘ erinnern wir an die Anfänge des Rundfunks in Deutschland“, sagt Generaldirektor Wolfgang M. Heckl. „Und wir können damit ganz praktisch den sehr einfachen Aufbau der Technik vermitteln, die ja auch der heutigen, digitalen Übertragung zugrunde liegt.“ Dafür wird gerade an einem speziellen Bildungsprogramm gearbeitet.
„Der eine Teil einer Schulklasse gestaltet ein Radio-Programm, während der andere Teil einen Empfänger bastelt“, so könnte sich Max Rößner das künftige Bildungskonzept rund um „Radio Eule“ etwa vorstellen. Der Kurator für Elektronik und Telekommunikation ist für die technische Umsetzung des Projekts verantwortlich. „Einen Mittelwellen-Empfänger kann man wirklich sehr leicht und kostengünstig selber bauen“, sagt er, „dazu braucht es nur Pappe, Kupferdraht und ein paar Bauteile wie Kondensator und Diode, die es in jedem Elektromarkt gibt.“ Alles zusammen für unter zehn Euro.

Ganz so einfach war das mit dem Sender für „Radio Eule“ dagegen nicht. Dafür musste nämlich erst mal eine 100 Meter lange Antenne am Museumsturm befestigt werden. „Um die Antenne zu spannen, haben wir einen Gummiball an einem reißfesten Spezialseil fixiert und vom Turm aus soweit wie möglich in Richtung der blauen Baustellen-Container geworfen“, erzählt Kurator Rößner. „Danach mussten wir den Ball suchen und dann das Seil über das Dach des Zentrums Neue Technologien spannen, ohne irgendwo hängen zu bleiben.“ Um die Länge der Antenne auf die erforderlichen plus-minus zehn Zentimeter (abhängig von der Frequenz) anzupassen, hieß es: Antenne rauf, messen, Antenne runter, kürzen, Antenne rauf, messen, Antenne runter… „Das untere Ende haben wir zum Schluss – ohne Ball, natürlich – an einem der Container festgemacht“, so Rößner.

Ein Mitglied des Freundes- und Förderkreises des Deutschen Museums hatte den Anstoß für das Projekt gegeben. Als leidenschaftlichen Funkamateur schmerzte ihn der Abschied vom Mittelwellen-Radio. Denn schon 2015 wurden hierzulande die letzten Mittel- und Langwellensender abgeschaltet und damit ein beliebter und einfacher Einstieg in die Welt der Funkamateure verbaut. Christoph Heiner nutzte also eine zufällige Begegnung mit dem Generaldirektor, um die Wiederbelebung des Mediums im Deutschen Museum als Bildungsmittel anzuregen. Bei Wolfgang M. Heckl stieß er mit dieser Idee auf offene Ohren.

In der Langen Nacht der Münchner Museen Mitte Oktober vergangenen Jahres ging „Radio Eule“ erstmals im Probebetrieb on Air. Vor Kurzem wurde nun das Provisorium auf dem Turm gegen einen leistungsstärkeren Sender ausgetauscht. „Den haben die Kollegen vom Rundfunkmuseum Cham eigens für uns gebaut und uns auch gleich noch einige Bausätze für Empfänger mitgebracht“, sagt Max Rößner. Letztere sollen künftig in den geplanten Radio-Workshops zum Einsatz kommen. „Mit Mittelwellensendern und Mittelwellenempfängern lassen sich die technischen Grundlagen des Rundfunks besonders gut an die Menschen vermitteln. Und diese technischen Grundlagen sind natürlich auch heute gültig im ganz modernen Rundfunk“, sagt Wolfgang M. Heckl.

Derzeit kann man bei „Radio Eule“ eine kurze, erläuternde Ansprache des Generaldirektors hören, dazu Musik und verschiedene Podcasts in Dauerschleife. Mit der Genehmigung von Bundesnetzagentur und Bayerischer Landeszentrale für neue Medien wird auf der Frequenz 1500 kHz mit einer Leistung von 10 W ERP (Watt effektive Strahlungsleistung) auf der Museumsinsel gesendet und damit im Prinzip jeder handelsübliche Empfänger im nächsten Umkreis erreicht. „Bei außergewöhnlichen Wetterlagen und mit Spezialantennen ist aber sogar ein Empfang im Ausland möglich“, sagt Max Rößner.

Das bestätigte auf eindrucksvolle Weise die E-Mail eines Funkamateurs, der nicht ohne Stolz berichtete, er habe „Radio Eule“ in Salzburg empfangen. Per WebSDR, also mit einem Spezialempfänger im Internet, wurde der Sender auch schon in Vorarlberg aufgenommen. Den Rekord für den am weitesten entfernten Empfang hält derzeit ein Radio-Fan aus Ligurien – rund 500 Kilometer vom Museum entfernt. So bringt „Radio Eule“ Analoges und Digitales auf eine Welle. „Technik aus der Vergangenheit gepaart mit Zukunftstechnologien – das ist doch typisch Deutsches Museum“, freut sich Generaldirektor Wolfgang M. Heckl.