Zwar prüft auch der Münchner Tierpark wie jedes andere Unternehmen am Jahresende seinen Bestand – doch funktioniert so eine Tierpark-Inventur deutlich anders als in einem Lebensmittel- oder Schuhladen, denn gezählt, gewogen und gemessen wird eigentlich das ganze Jahr über.
Zugegeben, es ist eine schöne und spannende Vorstellung, dass es einen Tag am Ende eines jeden Jahres gibt, an dem die Tierpfleger, Tierärzte und Kuratoren mit Zollstock, Waage und Klemmbrett in Hellabrunn unterwegs sind und alle tierischen Bewohner zählen, wiegen und vermessen.
In der Realität findet der größte Teil der Inventur jedoch am Schreibtisch statt – denn dort werden die Daten, die übers Jahr hinweg gesammelt werden, in einer Datenbank erfasst und entsprechend ausgewertet. Jeden Tag halten die Tierpfleger schriftlich fest, ob ein Tier geboren, verstorben, weg- oder zugereist ist. Diese Zahlen werden in einem Tagesbericht eingetragen. Am Jahresende entsteht durch die Auswertung aller Tagesberichte ein lückenloser Jahresbericht, der schlussendlich im Hellabrunner Geschäftsbericht im Sommer jeden Jahres veröffentlicht wird. „Es fehlt also nicht plötzlich ein Elefant oder ein Pavian am Ende des Jahres“, so Tierpark-Direktor Rasem Baban.
„Vielmehr geht es bei der Jahresinventur darum, einen Gesamtüberblick über die Veränderungen im Tierbestand zu bekommen“, so Baban weiter.Nichtsdestotrotz werden die tierischen Bewohner Hellabrunns natürlich in regelmäßigen Abständen gewogen und gemessen – schließlich kann so ermittelt werden, dass die Tiere gesund sind. Die Trampeltiere spazieren dafür sogar von ihrer Anlage zur großen Waage im Wirtschaftshof.
Die neusten Ergebnisse zeigen: Alle Tiere bringen ein stattliches, gesundes Gewicht auf die Waage. Sultan ist mit 853 Kilogramm nicht nur das größte, sondern auch das schwerste Tier der Gruppe. Trampeltier-Stute Kataja wiegt gesunde 719 Kilogramm. Etwas komplizierter ist da schon das Wiegen von Mähnenwolf Arken oder Steinadler Adonis: Hier müssen die Tierpfleger ein bisschen tricksen, um die Tiere auf die Waage zu bekommen und eventuell mit der ein oder anderen Leckerei locken, um das Wiegen interessant zu machen. Das Gewicht des Adlers beträgt 3370 Gramm, bei Mähnenwolf Arken dauert es noch ein wenig, bis das Gewicht ermittelt werden kann. Derzeit trainieren die Tierpfleger regelmäßig mit dem Mähnenwolf, damit er mit allen Vieren auf der flachen Waage steht und somit korrekt gewogen werden kann. Dass es keinen bestimmten Stichtag für die Inventur gibt, hat in der Tierwelt also auch einen weiteren großen Vorteil: Klappt es an einem Tag mal nicht mit dem Wiegen, wird es eben probiert, wenn das Tier wieder besser gelaunt ist.
Zahlenbeispiele aus dem Tierpark Hellabrunn (Stand: 31.12.2017):
Säugetiere: 901 in 89 Arten
Vögel: 582 in 75 Arten
Reptilien: 429 in 44 Arten
Amphibien: 149 in 11 Arten
Fische: ca. 8.700 in 301 Arten
Insekten: ca. 1.700 in 23 Arten
Spinnentiere: 70 in 7 Arten
sonstige wirbellose Tiere ca. 5.900 in 190 Arten
Gesamtbestand, Tiere im Münchner Tierpark Hellabrunn:
18.431 Tiere in 740 Tierarten
Das größte, schwerste, älteste Tier im Tierpark Hellabrunn
Das größte Tier: Giraffe Bahati hat eine Scheitelhöhe von circa vier Metern
Das schwerste Tier: Elefantenbulle Gajendra bringt rund 5.000 Kilogramm auf die Waage
Das längste Tier: Das größte Anakonda-Weibchen ist 6,2 Meter lang
Das kleinste Tier: Die Raubturmdeckelschnecke ist nur etwa 0,3 bis 0,4 Zentimeter groß
Das älteste Tier: Eine Aldabra-Riesenschildkröte ist über 100 Jahre alt
Tierpflegerin Vasiliki Manouri mit Steinadler Adonisuell