Allergietest für Eisbärin Nuna

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Vergangene Woche führte das Hellabrunner Tierärzte-Team bei Eisbärin Nuna einen Allergietest durch – das Besondere daran: Dank des Medical Trainings konnte dieser Test erstmalig ohne Narkose bei einem Eisbären durchgeführt werden. Grund für die Untersuchung sind Haut- und Fellprobleme, sowie Juckreiz, unter denen Nuna seit einiger Zeit leidet.

Dass eines der größten Raubtiere der Welt brav die Tatze reicht, um sich das Fell rasieren und einen Allergietest durchführen zu lassen – wohlgemerkt bei vollem Bewusstsein – ist kaum vorstellbar. Und doch ist es dank des erfolgreichen Medical Trainings einem Tierpflegeteam in Hellabrunn gelungen, Eisbärin Nuna so gut auf die Untersuchung vorzubereiten, dass diese ohne Narkose, natürlich mit den nötigen Sicherheitsbarrieren, gelingen konnte.

Grundlage für das Gelingen solcher Untersuchungen ist ein regelmäßiges Medical Training, welches auf positiver Belohnung beruht. Die Tierpflegerinnen und Tierpfleger trainieren tagtäglich mit den drei Eisbärinnen für den Ernstfall – dabei werden verschiedene Kommandos am Gitter geübt, wie beispielweise eine Tatze reichen, den Mund öffnen oder Stillhalten.

Für den Allergietest, der als intrakutaner Test durchgeführt wurde, war es zunächst notwendig, Nunas Pfote an zwei Stellen frei zu rasieren und den Ablauf Schritt für Schritt zu trainieren. Einige Trainingstage später konnte dann der eigentliche Allergietest durchgeführt werden. Dabei werden verschiedene Allergene in die Haut gespritzt und bei einer Reaktion kann bereits nach einigen Minuten eine Hautverdickung erkannt werden. Durchgeführt wurde der Test von Dr. Christine Gohl, Leitende Hellabrunner Tierärztin, und Professor Ralf Müller, Leiter der Dermatologie und Allergologie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München, der bereits seit vielen Jahren den Tierpark Hellabrunn mit seiner Expertise unterstützt und eng mit ihm zusammenarbeitet.

„Es macht uns schon sehr stolz, dass wir diesen Test mithilfe des erfolgreichen Trainings komplett ohne Sedierung durchführen konnten – das war vermutlich eine weltweite Premiere bei einem Bären. Dank der Geduld und des Vertrauens sowohl der Tierpflegerinnen und Tierpfleger, aber vor allem auch von Nuna, war sie während der gesamten Behandlung sehr entspannt und macht bei jedem Training begeistert mit.“, berichtet Tierärztin Dr. Gohl.

Der Allergietest ergab, dass Nuna auf mehrere Gräser, eine MiIbenart sowie auf einen Schimmelpilz allergisch ist, der in der Natur vorkommt und besonders im Herbst aktiv ist, was auch die vermehrten Hautprobleme in den vergangenen Wochen erklärt. Ab voraussichtlich Januar erhält die Eisbärin ein individuell hergestelltes Medikament zur Desensibilisierung, welches ihre Beschwerden längerfristig lindert. Diese ist vergleichbar mit einer Heuschnupfen- Hypersensibilisierung beim Menschen. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese Therapie bei Nuna gut anschlagen wird, allerdings gibt es bei Eisbären bisher keinerlei Erfahrungswerte“, so Dr. Gohl.

Auch bei Eisbärin Giovanna konnten dank des Medical Trainings in diesem Jahr bereits erfolgreich Blutabnahmen und Röntgenaufnahmen im Kiefer-Zahn-Bereich durchgeführt werden. Diese waren für eine folgende Zahnoperation notwendig.

Im Tierpark Hellabrunn kümmern sich mehrere Tierärztinnen und Tierärzte täglich um die Gesundheit der tierischen Bewohner. Dabei sind die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Tierpflegerinnen und Tierpflegern, die die Tiere tagtäglich betreuen und jede kleinste Unstimmigkeit beobachten, wichtig. Da gerade Wildtiere die Anzeichen einer Erkrankung oder Schwäche möglichst lange verbergen, lassen sich manche Krankheiten erst sehr spät erkennen. Um eine Blutabnahme, einen Ultraschall oder andere Untersuchungen an den Tieren möglichst ohne Narkose durchführen zu können, setzt Hellabrunn seit einigen Jahren auf dieses Trainingskonzept, durch das Tiere noch intensiver überwacht und Erkrankungen frühzeitiger erkannt werden. Regelmäßig trainiert werden im Münchner Tierpark derzeit Eisbären, Tiger, Elefanten, Primaten und Giraffen.