125 Jahre Menschenflug

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Foto: Deutsches Museum

Otto Lilienthal: Ingenieur – Flieger – Flugzeugbauer

Sonderausstellung vom 22. Januar bis 18. Mai in der Flugwerft Schleißheim.

(München, 13. Januar 2016) Der Mensch ist abgehoben! Derzeit werden weltweit fast 40 Millionen Flüge gezählt. Dass wir heute so selbstverständlich um die Welt jetten, ist auch einem Mann zu verdanken: Karl Wilhelm Otto Lilienthal (1848-1896). Er war der erste Mensch, der nach eigenem Willen und sooft er wollte in einem selbst konstruierten Gleitflugzeug abhob – vor genau 125 Jahren. Zum Jubiläum des ersten Menschenflugs zeigt das Deutsche Museum jetzt eine Sonderausstellung in der Flugwerft Schleißheim. Vom 22. Januar bis 18. Mai präsentiert die Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte e. V. (GBSL) unter dem Titel „Otto Lilienthal: Ingenieur – Flieger – Flugzeugbauer“ einen Überblick über das Lebenswerk des vielseitigen Erfinders.

Neben historischen Fotografien und Zeichnungen werden in der Ausstellung auch Teile des Original-Gleiters von 1893 zu sehen sein, ein Nachfolger der Konstruktion, mit der Lilienthal im Sommer 1891 in Derwitz bei Potsdam seine ersten erfolgreichen Flugversuche unternommen hatte. Die detaillierte Nachbildung seines Normal-Segelapparats ist ohnehin ein fester Bestandteil der Dauerausstellung in Schleißheim.

Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl, sagt: „Wir freuen uns ganz besonders über diese Ausstellung, denn unser Museum ist dem Flugpionier Otto Lilienthal eng verbunden. Wir haben im Deutschen Museum nicht nur seine Originalexponate, sondern auch die größte Sammlung seiner Aufzeichnungen und Dokumente. Und wir haben seit neuestem auch eine 3D-Simulation seines Gleiters, die es unseren Besuchern in Zukunft ermöglichen wird, die ersten Flüge Lilienthals nachzuvollziehen.“

Zum umfangreichen Lilienthal-Bestand des Deutschen Museums zählen neben weitere Nachbauten – darunter ein weiterer Gleiter und auch ein Lilienthal-Doppeldecker – unter anderem technische Zeichnungen, Manuskripte und Korrespondenz – wie die „Brautbriefe“ an seine spätere Ehefrau Agnes Fischer. Oder auch eine Erstausgabe von „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“ aus dem Jahr 1889.

In dem Werk hatte Lilienthal Erkenntnisse aus zwanzig Jahren eigener Forschung – mit Messungen des Luftwiderstandes, des Auftriebs und der Suche nach den besten Flügelformen – zusammengefasst. Auf dieser theoretischen Grundlage begann er ab 1891 seine Flugversuche. In den folgenden Jahren gelang es Otto Lilienthal, hunderte Male abzuheben und mit verschiedenen Apparaten durch die Luft zu gleiten.

Durch Vorträge und Artikel informierte er über seine Fortschritte. Sie fanden von Russland bis Südamerika großes Interesse und führten zum Entstehen der weltweiten Schule Lilienthals. Bestellungen seiner Flugapparate hatten in seiner Berliner Maschinenfabrik den ersten Flugzeugserienbau in der Welt zur Folge.
Seine Ideen und Apparate noch weiter zu entwickeln, war dem Visionär allerdings nicht mehr vergönnt. Er starb 1896 nach einem Absturz mit einem seiner Gleiter.

Für Otto Lilienthal war der Traum vom Fliegen aber mehr als nur technische Vision. In einem Brief schrieb er: „Der freie, unbeschränkte Flug des Menschen würde von tief einschneidender Wirkung auf alle unsere Zustände sein. Die Grenzen der Länder würden ihre Bedeutung verlieren. Die Landesverteidigung würde aufhören, die besten Kräfte der Staaten zu verschlingen, und das zwingende Bedürfnis, die Streitigkeiten der Nationen auf andere Weise zu schlichten als den blutigen Kämpfen um die imaginär gewordenen Grenzen, würde uns den ewigen Frieden verschaffen.“