„100 Jahre Junkers F 13“: Zur Eröffnung der Sonderausstellung kann man in der Flugwerft Schleißheim einen Nachbau des ersten Ganzmetall-Verkehrsflugzeugs in Aktion erleben

Flugwerf Oberschleißheim
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Revolution des Reisens: Vor 100 Jahren begründete Hugo Junkers den modernen Luftverkehr – mit dem Modell F 13, dem ersten zivilen Flugzeug komplett aus Metall. Die Flugwerft Schleißheim feiert diesen Meilenstein der Luftfahrtgeschichte ab 27. Oktober mit der Sonderausstellung „100 Jahre Junkers F 13 und die Anfänge des Luftverkehrs in Deutschland“. Am Eröffnungswochenende kann man hier sogar einen originalgetreuen Nachbau der Legende aus Wellblech bestaunen und in Aktion erleben.

Ein Flieger aus Wellblech mag aus heutiger Sicht ein wenig „windig“ anmuten. Als die Junkers F 13 vor 100 Jahren ihren Erstflug absolvierte, war das allerdings nichts weniger als der Startschuss für den weltweiten, modernen Luftverkehr. Durch die Ganzmetallbauweise war die Maschine auch in feuchtem Klima einsetzbar – im Gegensatz zu den bis dahin üblichen Konstruktionen aus Holz- und Stahlrohren mit Stoffbespannung.

Hinzu kamen einige weitere Merkmale, die die F 13 zum Vorbild für eine ganze Generation von Verkehrsflugzeugen machte: Die Kabine für bis zu vier Passagiere war geschlossen und mit Polstersitzen, Heizung und Beleuchtung komfortabel ausgestattet. Das offene Cockpit bot Platz für zwei Piloten und war erstmalig mit Doppelsteuerung ausgerüstet. So konnten sich die Piloten die Arbeit teilen und bei längeren Flügen am Steuer ablösen. Zukunftsweisend war auch die generelle Auslegung als Eindecker mit freitragendem Flügel.

Von 1919 bis 1932 wurden insgesamt etwa 330 Exemplare der F 13 in 60 unterschiedlichen Versionen gebaut und in 30 Länder verkauft. Bis weit in die 1930er-Jahre waren sie als Passagier- und Frachtflugzeuge im Einsatz.

„Die Junkers F 13 ist sozusagen die Mutter aller modernen Verkehrsflugzeuge“, sagt Gerhard Filchner, der Leiter der Flugwerft Schleißheim. Und das 100-jährige Jubiläum ihres Erstfluges ist mehr als genug Anlass für eine Sonderausstellung über diese Flugzeuglegende – gerade auch an diesem Ort. Denn der Flugplatz in Oberschleißheim spielte nach dem Ersten Weltkrieg eine große Rolle für den rasch wachsenden zivilen Luftverkehr. Bereits 1919 wurde hier die Bayerische Luft-Lloyd gegründet, die ab 1921 täglich Linienflüge für Passagiere und Posttransporte nach Konstanz durchführte. Anfangs noch mit ehemaligen Militärmaschinen (zwei Rumpler C 1 und ein Albatross L 30a), ab 1922 wurde die Flotte mit zwei Junkers F 13 vergrößert. „Der Passagierbetrieb verlagerte sich in den Zwanzigerjahren dann mehr und mehr auf den neuen Münchner Flugplatz am Oberwiesenfeld, weil der besser an die Stadt angebunden war“, erzählt Gerhard Filchner. Schleißheim diente den Luftlinien nur noch als technische Basis und wurde vor allem als Schulungsgelände für Piloten genutzt.

Über dieses Kapitel der Luftfahrtgeschichte und den Meilenstein F 13 hat ein Arbeitskreis aus Mitgliedern des Vereins zur Erhaltung der historischen Flugwerft e. V. und der Bayerischen-Flugzeug-Historiker e. V. zahlreiche beeindruckende Bilder und spannende Dokumente für die Sonderausstellung zusammengetragen. Dazu wird neben einigen Bauteilen zum Anfassen auch eine Handpresse zum Anfertigen von Wellblech zu sehen sein und ein Cockpit-Nachbau mit Originalinstrumenten. „Und den aufgeschnittenen original Flugmotor Junkers L 5 kann man sogar vorführen“, sagt Gerhard Filchner.

Ein besonderes Highlight für Flugzeugfreunde gibt es gleich am Eröffnungswochenende: Da kann man den Nachbau einer F 13 in der Flugwerft bestaunen und beim Starten und Landen beobachten. Die Maschine hatte 2016 – nach drei Jahren Recherche, Entwicklung und Bau – ihren Erstflug absolviert und stammt von der Junkers Flugzeugwerke AG, Dübendorf (Schweiz). Seit 2018 wird das Modell dort wieder in einer Kleinserie in Handarbeit gefertigt. „Nachdem wir aus Platzgründen leider unser eigenes Original nicht hier ausstellen können, freuen wir uns umso mehr, dass die neue F 13 extra einfliegt“, sagt Gerhard Filchner.